Exxpress: “Schon bei ‘Teenager werden Mütter’ hast du Dinge öffentlich angesprochen: Ist das Thema Gewalt in den eigenen vier Wänden für dich auch wichtig, öffentlich zu machen? 

TWM-Kathrin: “Ja, mir ist es definitiv wichtig, körperliche und auch psychische Gewalt öffentlich zu machen. Ich war selbst in der Situation und wusste nicht mehr aus, habe mich nicht getraut, darüber zu reden. Ich habe dann Menschen gesucht, bei denen ich mich doch mitteilen bzw. auch einmal ‘auskotzen’ konnte. Deshalb will ich anderen zeigen, dass sie nicht alleine sind.”

Du hast kürzlich gepostet, dass du Faustspuren in deiner Wand endlich überspachtelst: Wo liegt für dich der Grat zwischen normaler Wut und Gewalt? 

“Das ist auch etwas, wo ich klar differenziere. Vielleicht wirft man einmal etwas leicht wo durch die Gegend, aber im nächsten Moment wo dagegen, oder sogar auf einen Menschen hin zu hauen – das ist keine Kontrolle der Wut mehr. Der Grat ist sehr schmal, aber Gewalt ist in keinem Fall eine Lösung.

Wie lange hast du abgewartet, bevor es zu viel war? 

“Die emotionale Abhängigkeit macht es sehr schwer. Von den viereinhalb Jahren ging es vier Jahre lang so – ich hätte gleich beim ersten Mal, als quasi die ‘Maske’ gefallen ist, gehen sollen. Aber ich habe es nicht geschafft. Das Schwierige war auch, dass er nicht akzeptiert hat, wenn ich gesagt habe, ich gehe. Meine Tochter hat Gott sei Dank nie mitbekommen, dass Gewalt vorhanden war.”

TWM-Kathrin spricht im Interview ganz offen über ihre schweres SchicksalPrivat/Privat

Wie hast du es geschafft, dich zu lösen?

“Ich habe einen Plan geschmiedet, wo ich wusste, dass es ihm gegen den Strich geht. Im Dezember 2023 hab‘ ich begonnen, mit männlichen Freunden von früher zu schreiben – absichtlich nichts Verwerfliches. Doch mein Handy habe ich absichtlich laut gelassen, bis er dann entdeckt hat, dass ich Kontakt mit anderen Männern (wenn auch nur freundschaftlich). Es hat ihm ausgereicht, um von selbst zu gehen.

Er wollte nie, dass ich Kontakt mit jeglichen Freunden oder gar zu meiner Familie habe. Ich bin zum Beispiel auch nicht freiwillig von Social Media verschwunden, das war sein Werk. Jetzt bin ich wieder zurück und spreche viel mit Betroffenen in meinen Streams.”

Auf Instagram hat TWM-Kathrin die Gewalt erstmals öffentlich gemachtInstagram.com/@miss_seriious

Glaubst du, dass es beispielsweise bei “Teenager werden Mütter” auch andere Jungmütter gibt, die mehr für sich einstehen sollten? 

“Wenn man einmal selbst betroffen war, erkennt man die Anzeichen schneller und ich denke definitiv, dass auch TWM-Kandidatinnen Betroffene sind. Aber auch Männer sind z.B. nicht ausgenommen, Opfer zu werden. Eine emotionale Abhängigkeit entsteht schnell, denn Narzissten sind verdammt gut im Manipulieren.

Was würdest du anderen Frauen raten?

“Einen sicheren Plan zu finden, wie schaffe ich die Trennung. ‘Das Ziel heiligt die Mittel’ – auch wenn es gegen die Prinzipien geht, tue es, um loszukommen. Auch von Fremden durchaus Hilfe annehmen. Während und nach dem Trennungsprozess darf man sich nicht scheuen, in Therapie zu gehen, denn es IST und BLEIBT eine Abhängigkeit, von der man loskommen muss. Versucht nicht, das ‘alte Ich’ wiederzufinden, das existiert nicht mehr. 

Was mir wichtig ist, dass die Betroffenen sich nicht als Opfer sehen dürfen. Sie sind manipuliert und eingeschüchtert worden. Man muss die Trennung durchziehen, egal mit welcher Konsequenz! Es kann JEDEN treffen. Sie treiben einen an einen Punkt, wo man mit Freunden streitet und mit der Familie – einem fehlt jeglicher Halt. Man verliert alle. In so einer Beziehung geht man auf Eierschalen, aber es ist kein Leben, das durchzuhalten. Im Nachhinein kann ich empfehlen, nach der Trennung den Kontakt überall zu unterbinden und neue Dinge zu entdecken, wo es um ganz andere Themen geht.”

Hilfe bei häuslicher Gewalt: Anlaufstellen und Unterstützung

Häusliche Gewalt ist ein ernstes Problem, das viele Frauen und ihre Kinder betrifft. In Österreich gibt es zahlreiche Hilfsangebote, die Betroffene unterstützen und ihnen Wege aus der Gewaltsituation aufzeigen. Hier sind die wichtigsten Anlaufstellen:

Frauenhäuser: Schutz und Unterstützung

Frauenhäuser bieten Frauen und ihren Kindern eine sichere Unterkunft, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind. Neben einem geschützten Wohnraum erhalten die Bewohnerinnen psychosoziale Betreuung sowie rechtliche Unterstützung, um neue Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln.

Frauenhelpline: Rund um die Uhr Hilfe

Die Frauenhelpline unter der Nummer 0800 222 555 ist eine kostenlose und vertrauliche 24-Stunden-Hotline. Sie bietet betroffenen Frauen sofortige Beratung, Unterstützung und Informationen – anonym und rund um die Uhr.

Polizei: Sofortiger Schutz

In akuten Gefahrensituationen können Opfer häuslicher Gewalt die Polizei kontaktieren. Die Beamtinnen und Beamten greifen unmittelbar ein, um Schutzmaßnahmen zu ergreifen, Gefährder wegzuweisen und weitere rechtliche Schritte einzuleiten.

Opferschutzorganisationen: Umfassende Hilfe

In Österreich gibt es zahlreiche Organisationen und NGOs, die Opfer häuslicher Gewalt unterstützen. Sie bieten Beratung, juristische Hilfe und teils auch finanzielle Unterstützung, um den Betroffenen den Ausstieg aus der Gewaltsituation zu erleichtern.

Rechtsberatung: Juristische Unterstützung

Opfer können sich an Anwälte oder Rechtsberatungsstellen wenden, um ihre rechtlichen Möglichkeiten kennenzulernen. Dazu gehören Maßnahmen wie einstweilige Verfügungen, Unterhaltsforderungen oder Scheidungsverfahren.

Medizinische Versorgung: Körperliche und psychische Hilfe

Wer häusliche Gewalt erlebt hat, kann medizinische Unterstützung in Anspruch nehmen – in Krankenhäusern, bei Allgemeinärzten oder in spezialisierten Einrichtungen für Gewaltopfer. Dort erhalten Betroffene nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch Dokumentationen von Verletzungen, die als Beweismittel dienen können.

Hilfe ist verfügbar – Sie sind nicht allein

Es ist wichtig zu wissen: Hilfe ist jederzeit verfügbar. Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist, sollte sich frühzeitig Unterstützung holen. Niemand muss diese Situation allein durchstehen – es gibt sichere Wege, um Schutz und ein neues Leben zu finden.

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Kommentare

  • Logik sagt:

    Faustabdruck in der Wand und danach laut, vorm Aggressiven, mit fremden Männern telefonieren etc. Da stimmt was nicht!

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  • Lebertran Pepi sagt:

    Es gibt aber Menschen die von einer gewalttätigen Beziehung in die nächste taumeln,immer winseln und jammern,am Ende aber immer wieder den gleichen Fehler machen!

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  • Menschmaschine sagt:

    Gut, dass die Dame es geschafft hat, einem gewalttätigen Partner zu entkommen. Die von ihr angesprochene Strategie, mit anderen Männern zu chatten und ihn das wissen zu lassen halte ich aber für unter Umständen gefährlich. Ich denke, das kann ins Auge gehen, wenn der Gewalttäter sich dadurch erst so richtig provoziert fühlt und ausflippt, anstatt – wie in ihrem Fall – zu gehen.

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    1. Straight outta lowcash sagt:

      Deswegen gibts, abseits von ehem. Teenager TV werden Mütter Stars, auch tatsächlich professionelle Hilfe.

      Natürlich wird eine professionelle Hilfe nicht dazu raten, das Ausgangsobjekt bewusst aggressiv zu machen. Da dann das Hilfsobjekt schutzlos ist und/oder andere Parteien darunter leiden können.

      Das ist aber Logik, ich bin kein Psycho-Doc.

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