Für Star-Comedian John Cleese (83) ist „Das Leben des Brian“ (1979) der beste Kinostreifen, den die Komikergruppe „Monty Pythons“ jemals gemacht hat. Deshalb will er den legendären Filmklassiker nun in London auf die Bühne bringen, und arbeitet bereits an einer Bühnenfassung, die in der zweiten Jahreshälfte 2024 Premiere haben soll.

Der britische Schauspieler John Cleese nimmt sich bis heute kein Blatt vor den Mund.APA/AFP/ELVIS BARUKCIC

Im Vorfeld machten Gerüchte die Runde, John Cleese wolle eine berühmte Szene aus der Bühnenadaption herausnehmen, um die Trans-Gemeinschaft nicht zu beleidigen. Via Twitter widersprach Cleese entschieden.

Scharfe Kritik an Medienberichten

Dabei kritisierte der Ex-Monty-Python die Medien für die falsche Berichterstattung scharf. Tatsächlich war er von sämtlichen Schauspielern gebeten worden, jene Szene zu entfernen. Jedoch hatte er das abgelehnt und für völlig abwegig gehalten. „Ich habe natürlich nicht die Absicht, das zu tun“, bekräftigte er auf Twitter.

Müssen Kreativität und Humor politisch korrekt sein? Auf keinen Fall sagt John Cleese. Im Bild bei der Signierung seines Buchs „Creativity: A Short and Cheerful Guide“ am 10. September 2020 in London.Dave J Hogan/Getty Images

Die Szene zieht die Linken und die Trans-Bewegung durch den Kakao. In ihr outet sich der männliche Charakter Stan von der „Volksfront von Judäa“ als Transperson. 44 Jahre sind seit der Herstellung des Films vergangenen. Mittlerweile wirkt der Dialog fast prophetisch.

Stan möchte Loretta werden – ein Klassiker

„Warum redest du nur pausenlos über Frauen, Stan?“, fragt ein Mitkämpfer der Volksfront die Transperson. „Weil ich eine sein möchte…“, antwortet Stan. „Ich möchte eine Frau sein. Ich möchte, dass ihr… dass ihr mich von jetzt an Loretta nennt.“ Auf die entsetzten Reaktionen seines Umfelds – vor allem der Filmfigur, die von John Cleese gespielt wird – entgegnet er: „Das ist mein Recht als Mann.“

Sam möchte Loretta werden.
Der Wunsch sorgt zunächst für Verzweiflung.

Dann wird es noch skurriler. Auf die Frage „Ja, aber warum möchtest du Loretta sein, Stan?“, antwortet er bzw. sie: „Weil ich Babys haben möchte.“ Und: „Jeder Mann hat das Recht, Babys zu haben, wenn er sie haben will.“ Das stößt den Cleese-Charakter vor den Kopf: „Aber, aber du kannst keine Babys haben“ – eine Bemerkung, die Stan bzw. Loretta zutiefst kränkt: „Unterdrücke mich bitte nicht“, meint er/sie und bricht in Tränen aus. Cleese lässt sich nicht beirren: „Ich unterdrücke dich überhaupt nicht, Stan. Aber du hast keine Mumu. Eine Gebärmutter hast du auch nicht. Wie soll denn das funktionieren? Willst du‘s in ‚ner Zigarrenkiste aufheben?“

Dann gib es einen Lösungsvorschlag, der den Cleese-Charakter aber nicht überzeugt.

Ein Mitglied der progressiven „Volksfront von Judäa“ findet eine Lösung. Judith erklärt: „Ich habe eine Idee: Nehmen wir an, dass ihr euch darauf einigt, dass er keine Babys bekommen kann, weil er keine Gebärmutter hat, woran niemand schuld ist, nicht mal die Römer, aber dass er das absolute Recht hat Babys zu bekommen.“ Die Idee findet sofort Anklang: „Gute Idee, Judith. Wir kämpfen gegen die Unterdrücker, für dein Recht Babys zu haben, Bruder. Ähh. Verzeihung. Schwester.“ Bis zum Schluss kann sich nur der Cleese-Protagonist dafür nicht erwärmen. „Es ist vollkommener Blödsinn, für sein Recht, Babys zu bekommen zu kämpfen, wenn er keine Babys bekommen kann.“ Sofort folgt ein Gegenargument: „Es ist ähm, symbolisch. Für unser Ringen gegen die Unterdrückung.“ „Symbolisch für sein Ringen gegen die Realität“, meint Cleese.

John Cleese: 40 Jahre lang hat es nie eine Beschwerde über die Szene gegeben

John Cleese hatte bei einer Show über die Kontroverse berichtet, die diese Szene bei einer Lesung mit mehreren Schauspielern ausgelöst hatte. „Am Ende sagte ich zu den amerikanischen Schauspielern: ‚Was denkt Ihr?‘ Und sie sagten: ‚Wir lieben das Drehbuch, aber das mit Loretta kann man heutzutage nicht mehr machen.‘“ Cleese ergänzte: „Hier haben wir also etwas, über das es in 40 Jahren nie eine Beschwerde gegeben hat, und jetzt können wir es plötzlich nicht mehr machen, weil es die Leute beleidigt. Was soll man davon halten?“

Wegen des Show-Auftritts des berühmten Comedians hatten mehrere Medien berichtet, die Szene würde tatsächlich herausgeschnitten. Cleese stellte auf Twitter klar: Seine Kommentare waren nur eine Wiederholung dessen, was ihm geraten worden war, und nicht das, was er getan hatte oder zu tun beabsichtige.

Medien haben falsche Behauptung ungeprüft übernommen

Clesse: „Vor ein paar Tagen sprach ich zu einem Publikum außerhalb Londons. Ich erzählte ihm, dass ich ‚Das Leben des Brian‘ so adaptiere, dass wir es als Bühnenshow aufführen können. Ich erzählte, dass wir vor einem Jahr in New York eine Tischlesung des letzten Entwurfs hatten und dass alle Schauspieler – mehrere von ihnen Tony-Gewinner – mir dringend geraten hatten, die Loretta-Szene zu streichen. Ich habe natürlich nicht die Absicht, das zu tun.”

Schwere Vorwürfe machte Cleese der Presse, weil sie seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen hatte: „Jemand aus dem Publikum hatte also einen Journalisten angerufen und falsch über mich berichtet. Erstaunlicherweise hat keine der britischen Medien angerufen, um das zu überprüfen.”

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Kommentare

  • Frank N Stein sagt:

    Bis jetzt habe ich Mr Cleese für sein komödiantisches Talent bewundert. Jetzt verehre ich ihn für seine klare Kante gegen die cancel culture. Wenn Humor zu etwas politisch korrekten rund geschliffen wird, werden wir in zehn Jahren nur noch über Katzen Videos lachen dürfen. Humor lebt von Klischee und Vorurteilen und indem man sie überspitzt darstellt nimmt man diesen Klischees die Macht. Nehmen wir z.B. eine andere line von Mr Cleese: “whatever you do, don’t mention the war” wenn ich mit Britten in meinem Alter zu tun hatte, habe ich diesen Satz fallen lassen und das Eis war gebrochen. Heute hat jeder Angst jemand zu verletzen oder zu beleidigen. Das sind immer Leute die sich selbst viel zu wichtig nehmen und nicht über sich lachen können. Die besten Schwulenwitze haben mir Schwule erzählt.

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  • getoba sagt:

    Irreführende Behauptungen allerseits – weder ist die Szene “Trans-kritisch”, noch werden in dem Film die Linke und die Trans-Bewegung durch den Kakao gezogen. So etwas kann nur jemand behaupten, der weder vom Leben im Allgemeinen noch von Satire und Darstellender Kunst im Besonderen absolut keine Ahnung hat. Tatsächlich wird in dem Film alles durch den Kakao gezogen was man sich nur denken kann.

    Die heutige Freiheit transsexueller Menschen ist nicht zuletzt gerade den Wegbereitern die Filme wie “Life of Brian” gemacht haben zu verdanken. Leider sind in den letzten drei Jahrzehnten offensichtlich viele Menschen herangewachsen die für sich und ihre Einzigartigkeit und ihre Bedürfnisse ständig mehr Raum und Aufmerksamkeit einfordern und dabei ausgerechnet auf jene Generation losgehen, die es überhaupt erst ermöglicht hat, daß sie sich entfalten konnten und heute einen festen Platz in unserer Gesellschaft haben. Das gilt nicht nur für die Trans-Bewegung, sondern auch in vielen anderen Bereichen.

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  • Idesewis sagt:

    Alter Schwede, “denen” hat’s wirklich ins Gehirn geregnet.

    Haben wir echt keine anderen Probleme?
    Dann ist’s ja gut.

    Wobei… darf ich überhaupt noch “Alter Schwede” sagen?

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    1. Noah sagt:

      Selbstverständlich, ist ja nur ein alter, weisser Mann.

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  • GS 61 sagt:

    Was hat das mit rechts und links zu tun? Das ist dumm-woke gegen den Rest!

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  • Al_Funky23 sagt:

    …endlich mal jemand der bei diesem ganzen Wahn nicht mitmacht, danke! 🙏👍

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  • Christian Görgen sagt:

    Die Szene ist ( für mich als cis-Mann) noch nicht mal annähern transfeindlich.
    Wer sich beleidigt fühlt, soll es sagen, kann den Film kritisieren und nichtsehen.
    Als Schöpfer würde ich auch nichts ändern.
    Sprecht mit Franziskus , der soll die Bibel ändern. Sprecht mit den VAE.

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    1. Grdic sagt:

      Ich fand die Szene mit Biggus Dickus besser. 🙂
      Wer über so viel gehobenen Schwachsinn nicht lachen kann, hat einfach keinen Humor.

  • Marianne sagt:

    Geliefert wie bestellt. Gilt auch für die „progressiv“ angehauchten MP. Wenns allerdings dem eigenen Produkt an den Kragen geht, ist die Progessivität schnell verflogen. Heuchler allesamt.

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  • Encolpius sagt:

    Volle Unterstützung für John Cleese. Angeblich “darf die Kunst ja alles”. Wie das dann in der heutigen Realität ausschaut, sieht man in den Medien und bei den Künstlern. Hier muss sich etwas grundlegend ändern. Sonst landen wir in einer Diktatur.

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    1. NaServas sagt:

      Da sind wir bereits, begreift das doch und wählt anders .

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  • Alex sagt:

    Ich könnte schreien vor Wut über all die “woken” Mitmenschen, die durch ihre vermeintlich korrekte Etikette alles “Anstößige” aus der Vergangenheit snobistisch naserümpfend in Misskredit bringen. Wir haben bald den Punkt erreicht, an dem wir zum Lachen in den Keller gehen müssen. Ein Trauerspiel sondergleichen.

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  • Dr.P sagt:

    Also Sie interpretieren das ganze als Anti-Links/Anti-Trans? Monty Python sind Vorreiter was Gesellschaftskritik angeht und haben eine Thematik angesprochen, die erst Jahre später an Relevanz gewonnen hat. Daraus ist keinesfalls eine Anti-Trans Haltung abzulesen.
    Guter Film, wichtige Themen angesprochen, sollte so bleiben wie er ist. Applaus für John Cleese.

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