Mehrerer Verdachtsfälle wegen sexueller Übergriffe brachten Deutschlands Linkspartei in scharfe Kritik. Auch auf Linkenchefin Janine Wissler wächst der Druck. Vergangene Woche wurden mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs an jungen Mitgliedern in Hessen aufgedeckt. In weiterer Folge hat Wisslers Ko-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow am Mittwoch ihren sofortigen Rücktritt bekanntgegeben.

Vertuschung weist Wissler zurück

Im Zusammenhang mit den Verdachtsfällen sexueller Belästigung steht auch die Vermutung, die Partei habe versucht, Details zu vertuschen. Diese weist die Chefin der Linken vehement zurück: „Ich weise die Unterstellung, ich hätte bereits vor Ende 2021 Kenntnis über Vorwürfe von sexueller Belästigung im Landesverband Hessen gehabt, entschieden zurück“, sagt sie und ergänzt, es habe nie den Versuch gegeben „irgendetwas zu vertuschen.“

Die Existenz der Partei soll gesichert werden

Wissler möchte aber weiterhin hinter ihrer Partei stehen. „Es geht um nichts weniger als die Existenz der Partei Die Linke.“ Spekulationen über ihren eigenen Rücktritt trat sie entschlossen entgegen und sieht sich in der „Verantwortung, Vertrauen zurückzugewinnen.“ Im Namen der Partei entschuldigte sich die Parteichefin bei allen, die sexistische Erfahrungen in ihrer Partei gemacht haben.

Sie verspricht: Alle Fälle sollen „auf den Tisch“. Es werde eine umfassende Aufklärung geben.

Neuwahl des Parteivorstandes im Juni

Ob die Parteichefin ihre Position allerdings halten kann, wird sich im Juni zeigen. Wie jetzt bekannt wurde, soll dann der gesamte Parteivorstand der Linke neu gewählt werden. „Angesichts der schwierigen Lage der Partei sind wir überzeugt, dass der Parteivorstand ein neues Mandat des Parteitages benötigt“, erklärte die Partei am Sonntag. Wissler wird die Partei bis zum Parteitag Ende Juni alleine führen.