Die Gründe für den plötzlichen Migrations-Ansturm auf das baltische EU-Mitgliedsland verortet Litauen in einer Aggression oder Weißrusslands gegenüber der EU. Litauen führte die Forderungen der nun in Kraft getretenen Sanktionen gegenüber Weißrussland in der Vergangenheit an.

26-jähriger festgenommener Blogger im Fernsehen bloßgestellt und zu Geständnis gezwungen

Die weißrussische Autokratie wird unter eiserner Hand von Langzeit-Herrscher Alexander Lukaschenko regiert. Vor zwei Wochen wurde sogar eine Ryanair-Maschine, die auf dem Weg von Athen nach Vilnius war, über weißrussischem Luftraum zur Landung gezwungen, weil sich ein bekannter Kritiker des Präsidenten, Roman Protassewitsch, an Bord befand. Er und seine 23-jährige Freundin wurden festgenommen und in das berüchtigte Foltergefängnis von Minsk gebracht. Am Freitag veröffentlichte der weißrussische Staatsfunk ein eineinhalb Stunden langes Interview mit dem 26-jährigen Blogger. Dieser soll laut seinen Eltern durch Gewalt und Druck zu einem ‚Geständnis‘ gezwungen worden sein. Protassewitsch selbst sagte am Anfang des Interviews auf Nachfrage des Senderchefs, das Gespräch sei freiwillig zu Stande gekommen.

"Sie haben meinen Sohn gebrochen"

In dem sehr gestellt scheinenden Interview gab sich Protassewitsch geständig, Proteste in Weißrussland angeführt zu haben. Er brach während des Interviews mehrere Male in Tränen aus, sein Vater sprach in einem Interview davon, dass „sie meinen Sohn gebrochen“ hätten. Auch erkannten Experten Spuren der Folter bei Protassewitsch, wie beispielsweise Wunden und Male an Protassewitsch‘ Händen und Gesicht. Der Interviewer setzte den Blogger immer wieder psychisch unter Druck. Er fragte beispielsweise, ob Protassewitsch bewusst wäre, dass seine ebenfalls inhaftierte Freundin seit ihrer Inhaftierung an Panikattacken leide und er durch seine Regierungskritik andere Menschen ebenso in Panik versetzt hätte.

Dem 26-jährigen Aktivisten droht die TodesstrafeYoutube.com

Protassewitsch, der seit seinem 17. Lebensjahr gegen das autoritäre Lukaschenko-Regime aktiv war, lobte im Interview den weißrussischen Präsidenten ­­­– für viele der ultimative Beweis, dass das Interview nur durch Zwang, Druck und Gewalt zu Stande kam. Der Präsident habe „Eier aus Stahl“. Kritiker und Oppositionelle befürchten hohe Haftstrafen für den jungen Aktivisten und seine Freundin. Auch könnte Protassewitsch die Todesstrafe, die in Weißrussland noch exerziert wird, drohen.