Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) will nichts bemerkt haben: das Gesicht von Vitali Klitschko auf dem Bildschirm, Gestik, Mimik, Lippenbewegungen – alles wirkte echt. Doch nicht der bekannte Kiewer Bürgermeister und frühere Profi-Boxer hat nacheinander mit roten Rathauschefs quer durch Europa konferiert, sondern ein Unbekannter.

Mangelnde Medienkomeptenz ermöglichte Fallenstellung

Darauf, dass Klitschko große Teile seiner Boxerkarriere in Deutschland verbracht hat und fast wöchentlich gemeinsam mit seinem Bruder Interviews auf Deutsch bei „Bild“ gibt, ist beim Interview auf Englisch weder Ludwig noch irgendjemand aus seinem Team gekommen. Ein Fakt, der nicht gerade für die Medienkompetenz der „Roten“ im Wiener Rathaus spricht.

Sorgen um die Reputation des Bürgermeisters

Als wäre der unfassbare Schaden nicht schon groß genug, rückt nun auch ein Altbekannter zur Verteidigung des Wiener Bürgermeisters aus: Falter-Chef Florian Klenk macht sich auf „Twitter“ Sorgen um die Reputation des Wiener Bürgermeisters.

Das Video mit dem Fake-Klitschko könnte zusammengeschnitten „im Netz landen“ und „Ludwig lächerlich machen“. War da nicht was? Genau jener Klenk war es, der maßgeblich zur medialen Hetzjagd gegen den damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache blies – und diesen aufgrund eines zusammengeschnitten und geheim aufgenommen Videos vorverurteilte.

Klenk sieht Schuld nicht bei Bürgermeister

Im Gegensatz zur „bsoffenen Gschicht“ (O-Ton Strache) auf Ibiza scheint der Falter-Chef, dessen Blatt fast ausschließlich von Anzeigen der Stadt Wien lebt – der eXXpress berichtete, die Schuld beim unfassbar peinlichen Fake-Videotelefonat zwischen Ludwig und Klitschko jedoch nicht beim Wiener Bürgermeister zu sehen.

Auch die SPD-Bürgermeisterin von Berlin fiel auf den "Fake-Klitschko" hereinTwitter/Screenshot

Derlei „Streichel-Journalismus“ nimmt man im Bürgermeister-Büro des Wiener Rathauses wohlwollend zur Kenntnis. Dort scheint man sich darauf geeinigt zu haben, den Skandal auszusitzen. Nach „kein großes Problem“ – der eXXpress berichtete, verwies man gegenüber der Öffentlichkeit am Samstag noch auf „Cyberkriminalität“. Entschlüsselt heißt das: Bürgermeister Ludwig ist das Opfer!

Giffey sprach von "moderner Kriegsführung" und schob dem Kreml die Schuld in die SchuheAPA/DPA

Ein Spin, den die Schwesterparteien SPD und SPÖ teilen. Die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey, die ebenfalls erst nach 30 Minuten bemerkte, dass sie es mit einem „Fake-Klitschko“ im Videochat zu tun hat, schiebt den Russen die Schuld in die Schuhe. „Es ist ein Mittel der modernen Kriegsführung“, bemerkt sie in Richtung des Kremls.

Rote Skandale kommen in vielen Medien nicht vor

Und der „rote Sonderweg“ – vom eigenen Versagen abzulenken – wird auch in Deutschland von jenen Medien mit ohrenbetäubender Stille begleitet, welche im Falle des Ibiza-Videos die ersten waren, die mit dem Finger auf Österreich zeigten…