Auch wenn fünf Tage nach dem Macheten-Massaker am U-Bahn-Ausgang, das viele Wiener verängstigt, immerhin das Opfer identifiziert werden konnte, gehen die Ermittler nicht in die Öffentlichkeitsfahndung. Die Anwohner an der Jägerstraße, die seit längerem unter dem Drogen-Hotspot leiden, fragen sich: Warum sucht die Polizei nicht mit Fotos nach den fünf bis sechs flüchtigen Männern, die wie von Sinnen auf den Algerier (31) eingestochen und ihn regelrecht hingerichtet haben?

Gibt es es gar keine Fotos aus den Kameras, die sowohl in als auch vor der U6-Station eigentlich für die Überwachung des Bereichs installiert wurden, oder verfährt die Wiener Polizei nach ihrer alten umstrittenen Taktik? Nirgends in Österreich gehen die Landeskriminalämter später in die Öffentlichkeit als in der Bundeshauptstadt. Was in der Steiermark oder in Kärnten oft nur wenige Stunden dauert, kann sich in Wien schon einmal um Monate verzögern. Die anschließenden Erklärungsversuche sind immer gleich: Kripo und Staatsanwaltschaft schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

Kein Wort des einzig gefassten Verdächtigen zum Machteten-Mord

Welchen Hintergrund der jetzt identifizierte Algerier hat, was er überhaupt nachts an der U-Bahn-Station zu suchen hatte und ob es sich wie kolportiert um eine blutige Auseinandersetzung im Drogenmilieu handelte, bleibt weiter völlig im Dunkeln. Vermutlich wieder einmal aus ermittlungstaktischen Gründen.

Auch bei dem bislang einzig gefassten Verdächtigen, scheint nichts weiter zu gehen. Wie berichtet, war der Algerier (24) kurz nach dem Macheten-Mord beim Anblick der Exekutive in den Donaukanal gesprungen. Polizisten fischten ihn raus, seitdem ist Schweigen im Walde angesagt. Außer: “Ich kenne das Opfer nicht, war gar nicht dabei.”

Das Mauern in der Causa wirkt angesichts von täglich 460 Straftaten in der “lebenswertesten Stadt der Welt”, von denen 52,2 Prozent durch Fremde verübt werden, nicht sehr beruhigend. Es wirkt bedrohlich.