Der Chef der berüchtigten Wagner-Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, war einer der ersten, der auf den Militärputsch in Niger reagierte – und ihn begrüßte. Prigoschin ließ diese Woche auch keinen Zweifel daran, dass seine Kämpfer ihre Aktivitäten in Afrika fortsetzen würden. Seit Jahren schon versucht die Wagner-Gruppe in Teilen Afrikas Fuß zu fassen – und das zunehmend erfolgreich. Russland scheint es zu verstehen, die afrikanischen Krisenherde für sich zu nutzen.

Das scheinen Experten jetzt zu bestätigen. Niger sei ein wichtiger und verlässlicher Partner für den Westen gewesen, auch in Migrationsfragen. Nun allerdings werde das Land zum “idealen Kandidaten” für Russland und die Wagner-Gruppe um Prigoschin, sagt der Sahel-Experte Cameron Hudson gegenüber dem deutschen Magazin “Spiegel”. Russland gehe es um “Einfluss in der Region”. Angesichts der jüngsten pro-russischen Kundgebungen in Niger hat Moskau denn auch gute Aussichten, seinen Einflussbereich auszuweiten – und den Zugriff auf die gigantischen nigrischen Uran-Vorkommen zu sichern.

Zuletzt hat Russland zum “nationalen Dialog” in Niger aufgerufen. Der sei nötig, um den “zivilen Frieden sowie Recht und Ordnung wiederherzustellen”, sagte die Sprecherin des Moskauer Außenministeriums, Maria Sacharowa. Sie stellte außerdem klar: “Die Androhung von Gewalt gegen einen souveränen Staat wird nicht dazu beitragen, die Spannungen zu verringern”. Und: “Es ist äußerst wichtig, eine weitere Verschlimmerung der Lage zu verhindern”, betonte sie.

Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat den Putsch in Niger begrüßt
Kreml-Chef Wladimir Putin (re.) will den Einfluss Russlands in Afrika erhöhen

Wird die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) ihr Ultimatum einer militärischen Intervention wahrmachen?

Hintergrund für die Aussagen Sacharowas ist ein Ultimatum der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) an die Putschisten. Sollte der gestürzte Präsident Nigers, Mohamed Bazoum, nicht innerhalb einer Woche wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Maßnahmen ergreifen, die auch militärische Gewalt umfassen könnten, hieß es.

Um den Druck auf die neuen Machthaber in Niger um General Omar Tchiani zu erhöhen, stellte Nigeria inzwischen die Stromlieferung in sein Nachbarland ein, wie Nigers größter Stromversorger Nigelec mitteilte. Es bleibt abzuwarten, ob Ecowas tatsächlich militärisch in Niger eingreift. Der Sahel-Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung, Ulf Laessing, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur “dpa”, dass es wirkungsvoller sein könne, den Strom abzustellen, als eine Militäroperation durchzuführen – Niger gilt als eines der ärmsten Länder Afrikas.

Der neue Machthaber in Niger nach dem Putsch, General Omar Tchiani

Bei einer militärischen Intervention droht Westafrika in einem grenzübergreifenden Krieg zu versinken

Die Experten sind sich jedenfalls darin einig, dass eine militärische Intervention in Westafrika zu einem grenzübergreifenden Krieg führen könnte. Burkina Faso und Mali (beide wurden von der Ecowas suspendiert) haben sich bereits an die Seite der Putschisten gestellt und dabei eindringlich vor einer Intervention gewarnt – das tat jüngst auch die neue Militärjunta in Niger um General Tchiani, zudem kündigte sie die militärische Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich auf.

Jede militärische Intervention gegen den Niger komme einer “Kriegserklärung” auch gegen ihre Länder gleich, hieß es aus Burkina Faso und Mali. In beiden Staaten regieren nach Putschen Militärs, die sich mit Russland verbündet haben. In Burkina Faso ist Ibrahim Traoré, in Mali Assimi Goïta am Ruder.

Vor dem Putsch in der vergangenen Woche war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone (Burkina Faso, Mali, Niger), das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.

Unterdessen hat der festgehaltene Präsident Nigers, Mohamed Bazoum, einen dringenden Appell an die Weltgemeinschaft gerichtet, die „letzte Bastion des Respekts für Menschenrechte“ im Sahel zu retten.

„Dieser versuchte Putsch ist eine Tragödie für Nigrer, doch sein Erfolg hätte verheerende Folgen weit über unsere Grenzen hinaus“, so Bazoum in einem online veröffentlichten Gastbeitrag für die „Washington Post“. Er schreibe als Geisel, so Bazoum weiter. Der Staatsstreich gegen seine Regierung habe keinerlei Rechtfertigung.

Der entmachtete Präsident Nigers, Mohamed BazoumGetty

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) besteht zurzeit aus folgenden Staaten: Benin, Cabo Verde, Côte d’Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone und Togo.