Nachdem die Belegschaft des MAN-Werks in Steyr die Übernahme durch den Investor Siegfried Wolf abgelehnt hat, appellieren Sozialpartner und Politik für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. MAN bleibt indes bei seinen Schließungsplänen, öffnete aber ein kleines Türchen: Sollte es auf dem Weg zur Schließung “zügig eine Abbiegung geben”, versperre man sich dem nicht, sagte MAN-Chef Andreas Tostmann zur “Süddeutschen Zeitung” (Samstag-Ausgabe).

Löhne in Steyr sind zu hoch

Tostmann betonte gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” (SZ) zwar wie sein Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, dass es zum Wolf-Konzept keine Alternative gebe – “die alternativen Ideen waren alle nicht tragfähig” – und daher die Schließung anlaufe, meinte aber gleichzeitig: “Sollte es auf dem Weg dorthin zügig eine Abbiegung geben, etwa durch neue Initiativen, versperren wir uns dem zwar nicht. Nur bleibt nicht mehr viel Zeit.”

Er stellte aber auch klar, dass die Löhne in Steyr “über österreichischem Tarif” liegen würden und um 15 Prozent gekürzt werden müssten, “egal wer übernimmt”. Einen Hoffnungsschimmer auf weitere Verhandlungen gibt es offenbar auch vonseiten Wolfs: Der Teilnahme an einem Runden Tisch, wie ihn der MAN-Betriebsrat angeregt hat, würde sich der Investor nicht verschließen, sagte sein Sprecher der SZ.

Wirtschaftskammer und ÖGB ziehen an einem Strang

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer pochten am Freitag auf die Sozialpartnerschaft und auf die “große Verantwortung”, die der MAN-Konzern gegenüber der Region, den Arbeitnehmern und deren Familien habe. Das Belegschaftsvotum könne “nicht das Aus für Steyr bedeuten, das ein wichtiger Baustein am Automotiv-Standort Österreich ist”, appellierten sie an alle Beteiligten, “rasch konstruktive Gespräche zu führen und in sozialpartnerschaftlicher Manier wieder an einen Tisch zu kommen”. Sie wiesen darauf hin, dass eine Schließung des Werks 8.000 Arbeitsplätze in der Region kosten und eine Milliarde weniger BIP verursachen könne.

Der designierte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zweifelt indes daran, dass die Politik die Probleme lösen kann. “Ich sehe auch nicht, wie die Politik hier helfen kann”, sagte Felbermayr. Was die Politik tun könne, sei zu fragen, was sie nun für den Standort generell tun könne, was die Gründe für den Rückzug der MAN seien. “Hier von der Politik zu erwarten, sie könnte das mit dem Zauberstab lösen, ist abwegig.”

Bundeskanzler hofft auf Lösung

Aus Sozialpartnerschaft und Politik kamen am Freitag Appelle an den Lkw-Hersteller MAN, in Sachen Steyr wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren, um eine Schließung des Werks doch noch abzuwenden. Am Abend erklärte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), sich für den Standort einsetzen zu wollen.
Kurz sagte im ORF-Interview, er hoffe sehr, dass es eine Möglichkeit gebe, die Masse der Arbeitsplätze am Standort und auch den Standort zu retten.
Er sei in sehr engem Kontakt mit Oberösterreichs Landehauptmann Thomas Stelzer, aber auch mit den Sozialpartnern “und wir stehen alle bereit, unseren Beitrag zu leisten”. Kurz sprach Qualifizierungs- und darüber hinaus gehende Maßnahmen an. (APA/red)