Andreas Tögel: CO2-Neutralität geht nicht ohne Nuklearenergie
Der Schlüssel zur „CO2-Neutralität“ muss nicht lange gesucht werden. Er wurde längst gefunden und hört auf den Namen Nuklearenergie.
Bruno Kreisky hat als erster den Braten gerochen. 1974, im Gefolge des ersten „Ölpreisschocks“ im Jahre 1973, pries er die Nassrasur als Möglichkeit, Strom zu sparen. Ab 2009 machte die EU der stromfressenden Glühbirne den Garaus. Wenig später gerieten ihr die Staubsauger ins Visier: Ab 2014 wurde die Aufnahmeleistung dieser Geräte mit 1600 Watt begrenzt, ab 2017 mit nur noch 900 Watt. Alles im Zeichen des Stromsparens.
Jetzt, im Zuge des begeisterten Massenzulaufs in die Kirche der Klimarettung, ist Elektromobilität angesagt. Erscheint der EU-Nomenklatura ein Staubsauger mit mehr als 900 Watt Leistung als Klimakiller, gilt ihr ein Elektrokarren, der im Schnelllademodus 350kW aufnimmt – also das beinahe 400fache -, als „emissionsfreier“ Klimaretter. Man finde den Fehler!
An dieser Stelle soll nicht auf das Problem der bislang besonders im dichtverbauten Gebiet weitgehend fehlenden Ladeinfrastruktur eingegangen werden. Es geht vielmehr um den beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge zusätzlich anfallenden Strombedarf. Es ist auffällig, dass sich in jüngster Zeit Meldungen über drohende „Blackouts“ häufen, die durch die zunehmende Instabilität der Elektrizitätsnetze bedingt ist. Stromangebot und -Nachfrage in Balance zu halten, wird mit jedem weiteren Windrad schwieriger. Ausgerechnet vor diesem Hintergrund wird dieses Problem dadurch verschärft, dass die Batterien von Elektroautos, sollten diese jemals massenhaft verkehren (was aus mehreren Gründen eher unwahrscheinlich ist), mehrheitlich zur selben Zeit aufgeladen würden, nämlich dann, wenn die glücklichen Besitzer nach ihrem Tagwerk heimkommen.
Bei einer Million derartiger Vehikel (das sind rund 20 Prozent aller zugelassenen Pkw im Lande), entstünde, wenn 10 Prozent davon gleichzeitig geladen würden, bei 350kW Ladeleistung ein Strombedarf von 35.000 MW. Das entspricht der Leistung von 23 mittleren Kohlekraftwerken oder der Nennleistung von 23.000 Windturbinen. Wohlgemerkt: Deren Nennleistung, die allerdings nur an den wenigsten Tagen des Jahres zur Verfügung steht.
Die Verlogenheit grüner Politik ist nach oben offensichtlich unbegrenzt
Das bislang ungelöste Problem mit der „erneuerbaren“ Energie (wer im Physikunterricht nicht allzu oft gefehlt hat, weiß natürlich, dass es so etwas wie „erneuerbare“ Energie gar nicht gibt), besteht in der fehlenden Grundlastfähigkeit. Die Funktion von Wind- und Solarkraftanlagen ist nämlich an Voraussetzungen gebunden, die nicht jederzeit gegeben sind – besonders nicht des Nachts und im Winter. Ohne Wasserlaufkraftwerke, AKW, Kohle- oder Gaskraftwerke, gehen bei Dunkelflaute die Lichter aus. Das bedeutet, dass für jede neu installierte Wind- oder Solarkraftanlage, entweder ein AKW oder eine konventionelle, mit Kohle, Öl oder Gas betriebene „Back-up“-Anlage bereitstehen muss, um den Grundlastbedarf zu decken. Andernfalls würde ein Nachfrageüberhang zu einem Netzzusammenbruch und dem gefürchteten „Blackout“ führen.
Steht man an der deutsch-französischen Grenze und wendet den Blick nach Westen, sieht man blühende Landschaften, die kaum durch den Anblick konventioneller kalorischer Kraftwerke gestört werden. Im Land der Gallier setzt man zur Stromgewinnung nämlich auf Atomkraft – und zwar zu rund 75 Prozent. Dadurch gewinnt die hanebüchene Behauptung, dass Elektroautos „emissionsfrei“ laufen würden, in Frankreich sogar ein wenig an Plausibilität. In Deutschland dagegen, einst das Land der Ingenieure und Techniker, will man im kommenden Jahr alle noch laufenden AKW abschalten. Dort wird es dann bald nicht mehr aus dem Auspuff konventionell betriebener Kraftfahrzeuge stinken, sondern nur noch aus den Schloten kalorischer Kraftwerke (falls man nicht gerade Atomstrom aus Frankreich importiert). Die Verlogenheit grüner Politik ist nach oben offensichtlich unbegrenzt.
Österreich steht am Scheideweg
Fazit: Der Schlüssel zur „CO2-Neutralität“ muss nicht lange gesucht werden. Er wurde längst gefunden und hört auf den Namen Nuklearenergie. Anno 1978 hat sich in Österreich eine hauchdünne Mehrheit der Stimmberechtigten gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft entschieden (mit 50,5 zu 49,5 Prozent). Seither ist aus der Ablehnung der Atomkraft eine Religion geworden, der nicht wenige auf geradezu fanatische Weise huldigen – und die gerät nun mit der Klimarettungsreligion in Konflikt. Wir werden uns entscheiden müssen, welchem der beiden Kulte wir folgen wollen. Beides zugleich wird nicht funktionieren – es sei denn, wir entschlössen uns dazu, nur noch mit Fahrrädern zu fahren und in dunklen, unbeheizten Hütten zu hausen.
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