Daniela Holzinger: Kommt jetzt die Dosko-Partei?
Nach der Wahl-Farce um den SPÖ-Vorsitz wollte Burgenlands Landeshauptmann und Dauerrebell Hans-Peter Doskozil das „Kapitel Bundespolitik“ endgültig abschließen. Wenige Wochen später sieht das Ganze aber schon wieder anders aus. Sein neues Team dürfte Babler und Co. jedenfalls ganz schön ins Schwitzen bringen, meint eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Sieger und dann doch nicht.
Wir erinnern uns: Dosko der Macher. Als Polizeigeneral, Migrationsmanager, Verteidigungsminister und später Landeshauptmann. Was er angreift, funktioniert. Seine Politik: Mehrheitsfähig. Fast wie eine Antithese zum Niedergang sozialdemokratischer Parteien in Österreich und Europa, erstrahlt das kleine Burgenland in kräftigem Rot.
Sein Geheimrezept geht auf: Mutige linke Sozialpolitik – kombiniert mit Lösungskompetenz und einem unbestreitbaren Hang zur (Lebens-)Realität der Menschen im Land. Sie fühlen sich verstanden und verstehen, was er tut.
Doskos Erfolgsmodell – brandgefährlich für eine Partei, die sich ans Verlieren gewöhnt hat und den eigenen Zerfall als quasi göttliche Fügung akzeptiert. Man misst sich nicht mehr an absoluten Gewinnen oder Verlusten – sondern nur noch daran, ob man oberhalb oder unterhalb des degenerativen „Trends“ liegt.
So beruhigend diese Geschichte für manche Polit-Darsteller in hohen und höchsten Gremien und Ämtern der Partei auch sein mag – so falsch ist sie und Doskos-Truppe der beste Beweis dafür.
Kein Wunder, dass man alle Hebel in Gang setzte, um eine Machtübernahme des Modells „Burgenland“ zu verhindern. Letztlich erfolgreich – wenn auch wieder bei maximaler Blamage und maximalem Schaden für die gesamte Partei.
Doskos Comeback?
Verständlich, dass Doskozil die Nase voll hatte, das „Kapitel Bundespolitik“ endgültig schließen wollte. Allein, so ganz scheint das doch nicht zu funktionieren.
Die Tatsachen, dass Babler nicht einmal der Zauber des Neuen gegönnt scheint, seine bundespolitischen Schuhe ein paar Nummern zu groß wirken und er dementsprechend in allen Umfragen maximal auf der Stelle tritt, lassen neue pannonische Energien fließen.
Medienwirksam wie eh und je wird kommentiert, kritisiert und abgegrenzt. Was nicht gefällt wird nicht mitgetragen – so einfach ist das. Und so nachvollziehbar, angesichts der teilweise persönlich untergriffigen Hetzkampagne gegen die Genossen des Ostens.
Ob da noch mehr kommt, wird sich zeigen. Die jüngste „Neuaufstellung“ des „Teams Burgenland“ könnte ein erster handfester Hinweis auf möglicherweise noch größere Ambitionen sein. Insbesondere der Wechsel vom steirischen Bierzeltredner und Ex-Bundesgeschäftsführer Max Lercher gibt Anlass zu Spekulationen.
Ungewöhnlich: Der macht- und karrierebewusste Steirer schmeißt im Nationalrat hin, um künftig als Chef des Landes-Renner-Institutes (Bildungseinrichtung der Partei) den Burgenland „Wahlkampf zu unterstützen“. Ein Land mit weniger Einwohnern als die Wiener Gemeindebezirke Favoriten und Simmering zusammen. Diese selbstauferlegte Verzwergung aus der tiefen Überzeugung des Herzens kann man glauben, muss man aber nicht. Hinter vorgehaltener Hand machen diese drei Szenarien in der Partei die Runde:
3 Szenarien:
Erstens: Der „Fehler“ beim Auszählen der Parteitags-Stimmen war keiner. Oder, wurde zwar frühzeitig erkannt, im Sinne der eigenen Sache aber versucht zu „übersehen“ bis es dann doch nicht mehr ging. Pikant: Max Lerchers Lebensgefährtin Michaela Grubesa war für die Leitung der Wahlkommission verantwortlich.
Um einen möglicherweise zerstörerischen Skandal um versuchte Wahlmanipulation zu verhindern, entschied man sich für die Omerta und Lerchers Gang ins Burgenländische Exil.
Meine Einschätzung: Spannend, aber für die SPÖ ein bisserl zu viel House of Cards.
Zweitens: Der parteiinterne Sieg des gegnerischen Lagers ließ Lerchers persönliche Perspektiven deutlich schrumpfen. Aus der erhofften Rückkehr als Bundesgeschäftsführer mit Chancen aufs Ministeramt, wurde er zwangsverpflichteter Babler-Claquer. Gemessen an dieser Alternative wirkt sogar der Mini-Job im Burgenland plötzlich richtig groß.
Meine Einschätzung: Gut möglich.
Drittens: Dosko und Konsorten planen die Revolution. Diesmal aber richtig! Vom Establishment in der SP haben sie sich lange genug vorführen lassen. Lerchers Aufgabe als RI-Chef ist daher zunächst dabei zu helfen die Absolute im Land abzusichern oder sogar auszubauen. Ist das geschafft gehts an die Neugründung der Sozialdemokratie. Das „Modell Burgenland“ als Blaupause, das „Team Burgenland“ als Avantgarde, mit dem Ziel aus der alten Partei eine neue Bewegung zu formen und letztlich Regierungsverantwortung zu übernehmen.
Meine Einschätzung: Gut möglich. Beispiele wie das funktionieren kann, gibt’s genug. Beispiele fürs Scheitern, sogar noch mehr. Wichtige Voraussetzung: Kommende Wahlen. Babler muss verlieren. Doskozil gewinnen. Dann ist wieder alles offen.
Kommentare