Was für viele europäische Leitmedien und Meinungsmacher unvorstellbar war, ist eingetreten: Donald Trump ist „President elect“, also gewählter US-Präsident. Betrachtet man die Präsidentenwahl aus der Sicht eines US-Wählers, so stellt man fest, dass die US-Bürger aus innenpolitischen Motiven gewählt haben.

Laut CNN Exit Poll waren die wichtigsten Themen für die Wahlentscheidung Wirtschaft (das eigene Einkommen und finanzielle Auskommen, der Job), Migration (gegen illegale Migration) und Unzufriedenheit mit der Biden-Regierung, der Kamala Harris als Vizepräsidentin ja angehört. Viele Amerikaner leiden unter der Teuerung in den USA, unter der relativ hohen Arbeitslosigkeit und haben schlicht Angst um ihre Zukunft. Gleichzeitig haben sie genug von der Bevormundung im Denken durch Ostküsten-Eliten und einige politische Zirkel. Und schlussendlich sind viele frühere Biden-Wähler schlicht enttäuscht von der Politik der vergangenen 4 Jahre. Hauptwahlmotive sind also wirtschaftliche Interesse der Wähler, der eigene Job, das Durchbringen der Familie – und da hat Trump sichtlich das glaubwürdigere Angebot geliefert.

Erstaunliche Zugewinne in den Swing States

Dazu kommen teilweise erstaunliche Zugewinne von Trump in den wahlentscheidenden Swing-States und anderen Hochburgen der Demokraten bei männlichen afro-amerikanischen Wählern („black men“ in den US-Medien) und Latino-Wählern („hispanics“ ebd.). Auch die bereits integrierten, leistungswilligen Migranten wollen keine illegale Migration, sondern ihren Traum von Aufstieg und Wohlstand verwirklichen.

Was bedeutet das nun für Europa? Nun, das ist nicht der Untergang der Welt. In der Politik geht es nicht um Freundschaften, sondern um Interessen. Und Donald Trump vertritt eben die US-amerikanischen Interessen als politische, militärische und wirtschaftliche Weltmacht Nummer 1. Dafür braucht er Partner, die eher aktuell eher in Russland und China sieht als in Europa – ein durchaus selbst verschuldeter Zustand: So lange sich Europa nicht um die großen Themen wie Wirtschaft und Verteidigung kümmert, sondern in Diskussionen um Gendersternchen und Heizkesseltausch verharrt, wird es nicht als zukunftsfitter Partner angesehen. Das ist ein einfaches Abwägen von Interessen – dann wird Europa so etwas wie ein großes Museum der christlichen Geschichte, ein Disneyland des Abendlandes.

Europa muss sich vor Trump nicht fürchten. Er ist vermutlich berechenbarer in seinen Interessen als Biden und umsetzungsstärker als Obama. Europa muss endlich in den Kernbereichen der Gemeinschaft in die Gänge kommen, dann wird es auch als Partner der USA eine Rolle spielen können.

Mag. Markus Keschmann ist politischer Kampagnenmanager und war in verschiedenen Positionen für die ÖVP tätig.