Dass die Gespräche der Metaller schwierig werden würden, war klar. Schließlich leidet Österreich seit Sommer 2021 unter einer massiven Inflation. Doch nun beharrt die Gewerkschaft trotzig auf Maximalforderungen und fordert eine Erhöhung der Kollektivvertragslöhne um 11,6 Prozent. Das ist näher besehen weder nachvollziehbar noch wünschenswert.

Versammlung mit dem Chefverhandler der Gewerkschaften Reinhold Binder (PRO-GE)APA/georg hochmuth

Es drohen mehrere nachteilige Folgen: Erstens machen die Metaller den Startschuss bei der Herbstlohnrunde. Überhöhte Steigerungen bei den dortigen Gehältern könnten sich in der Folge auch in den anderen Branchen niederschlagen. Auf die Metaller folgt der Handel. Dort verdienen die Beschäftigten übrigens deutlich schlechter. Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2236 Euro brutto, im Handel sind es 1945 Euro brutto.

Inflation lag zuletzt bei sieben Prozent

Zweitens belasten überhöhte Löhne die Industrie – und die stöhnt bereits unter den Energiepreisen. Eine Verschärfung der Wirtschaftskrise können wir zurzeit nicht brauchen. Ohne Wirtschaftswachstum kommen wir überdies aus der Inflation nicht hinaus. Wenn dann auch noch überall die Löhne kräftig steigern, werden das in der Folge auch die Preise tun. Die Lohn-Preis-Spirale wird die Teuerung erst Recht antreiben.

Die Basis für die jährlichen Verhandlungen ist traditionell die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate sowie der Produktivitätszuwachs. Doch die Teuerung hat mittlerweile nachgelassen. Zuletzt lag sie bei sieben Prozent, das ist der niedrigste Wert seit März 2022. Ausgedehnt auf die vergangenen zwölf Monate lag die Inflation bei 9,17 Prozent – was ebenfalls unter den 11,6 Prozent der Metaller liegt.

Kreative Lösungen bräuchte es gerade jetzt

Über kräftige Steigerungen von acht Prozent durften sich die Metaller bereits in diesem Jahr freuen. Auf diese Erhöhung hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Vorjahr gleich am ersten Verhandlungstag geeinigt. Von diesem Tempo kann heuer keine Rede sein.

Weit entfernt von den geforderten zwölf Prozent der Metaller war die Einigung bei den Brauern. Hier beträgt die Lohnerhöhung 8,1 Prozent – samt monatlicher Einmalzahlung von 36 Euro. Diese Anpassung deckt die Inflation der letzten zwölf Monate ab.

Eine solche Herangehensweise hält Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge gegenüber dem eXXpress für sinnvoll. „Dass beide Seiten nicht über ihren Schatten springen und das übliche Säbelrasseln nicht einstellen können, ist ärgerlich. Natürlich wird man nicht dramatisch unterhalb der Inflation abschließen können. Doch in Zeiten wie diesen, braucht es eben kreative Lösungen. Einmalzahlungen können hier einen sinnvollen Beitrag leisten.“

Überhöhte Gehaltsabschlüsse bei den Metallern sind in niemandes Interesse.Imago

Hoffen auf einen Kompromiss

Seit 25. September verhandeln die Metaller-Gewerkschaften PRO-GE und GPA. Nun haben sie in der vergangenen Woche die dritte Verhandlungsrunde zum Metaller-Kollektivvertrag einseitig abgebrochen. Die Arbeitgeber-Seite warf ihnen daraufhin vor, nicht ernsthaft verhandeln zu wollen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen weiterentwickeln. Die Arbeitgebervertreter des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI) boten eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 1050 Euro. Vielleicht trifft man sich in der Mitte.

Zuletzt lagen die Lohn- und Gehaltsabschlüsse in den unterschiedlichsten Branchen bei einem Plus von rund zehn Prozent.