EU-Ratschef Charles Michel hat es vielen europäischen Staatsoberhäuptern – darunter auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer – gleichgetan und ist am Mittwoch in die Ukraine gereist.  Der Besuch in Kiew kam überraschend, da Michel ihn nicht angekündigt hatte – wohl auch um höchste Sicherheitsvorkehrungen zu wahren, während die russische Großoffensive in der Ostukraine in vollem Gange ist und auch andere Teile des Landes weiterhin unter russischem Bombardement stehen.

Auf der Agenda des EU-Ratspräsidenten stand zuerst ein Besuch des Kiewer Vororts Borodyanka, der, wie auch Bucha, besonders schlimm von der russischen Invasion gezeichnet ist und zum Schauplatz unsäglicher Kriegsverbrechen wurde. Danach traf Michel unter höchster Bewachung auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die beiden führten eine zweistündige Unterredung, bei der vor allem weitere Sanktionen gegen Russland, weitere Waffenlieferungen, eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine und Geldmittel für den Wiederaufbau der Ukraine Hauptthemen waren.

Michel war es dabei besonders wichtig, zu betonen, dass für ihn die Aufklärung der schrecklichen Kriegsverbrechen in der Ukraine höchste Priorität haben und dass die EU der Ukraine jede Unterstützung geben werde, diese restlos aufzudecken, aufzuklären und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Anschließend an die intensive Unterredung der beiden Politiker gaben die beiden eine gemeinsame Pressekonferenz, in der Selenskyj die Öffentlichkeit über die Ergebnisse des Treffens unterrichtete und sich ausdrücklich bei Charles Michel bedankte.

Michel sicherte der Ukraine zudem auch weitere militärische Unterstützung zu – wie genau diese aussehen wird und welche Waffen geliefert werden sollen, darauf ging der belgische EU-Ratspräsident vorerst nicht ein. Die Europäische Union hat der Ukraine bisher 1,5 Milliarden Euro an Militärhilfe zukommen lassen.