Moskau dürfte von Pjöngjang massiv profitieren. Eine 155-mm-Granate kostet um die 3000 Euro. Die Russen verfeuern zurzeit täglich um die 10.000, die Ukrainer etwa 6000. Das schwere Feuergefecht belastet auch die russischen Vorräte massiv. Der Kreml sucht verbissen nach neuer Munition – und wurde nun in Nordkorea fündig.

Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l.) besuchte Nordkoreas Diktator Kim Jong-un im Juli. Zwei Monate später war Jong-un in Russland zu Gast.

Mehr als eine Millionen Granaten hat Russland bereits erhalten. Es wird sie über mehr als zwei Monate verwenden können, sagt Yoo Sang-bum, ein Mitglied der Regierungspartei und des parlamentarischen Geheimdienstausschusses. Nordkorea betreibt nun seine Militärfabriken „mit maximaler Kapazität, um Russlands Bedarf an Militärgütern zu decken.“

Nordkorea erhält technisches Know-How von Russland

Die USA hatten Nordkorea zuvor vor solchen Waffenlieferungen gewarnt: Die asiatische Diktatur werde „dafür in der internationalen Gemeinschaft einen Preis zahlen“, erklärte der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, im September. Die USA und ihre Verbündeten sind auch besorgt über die Technologie, die Nordkorea von Russland als Gegenleistung für Waffen verlangt.

Eine nordkoreanischen Rakete startet mit einem Testsatelliten.KIM Jae-Hwan/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Die Sorgen scheinen gemäß den Erkenntnissen des südkoreanischen Nachrichtendienstes berechtigt. Der NIS geht davon aus, dass sich Nordkorea in der Endphase der Vorbereitungen für einen Satellitenstart befindet. Zurzeit würden Inspektionen am Triebwerk und an der Startvorrichtung durchgeführt. „Es scheint, dass Nordkorea technische Anleitung von Russland erhalten hat, was die Chancen auf einen erfolgreichen Start erhöht“, berichtet Yoo unter Berufung auf den NIS. „Allerdings stehen sie immer noch vor Herausforderungen in Bezug auf Technologie und Finanzierung. Die Technologien für den Wiedereintritt von Interkontinentalraketen (ICBM) und Mehrfachsprengköpfen sind noch nicht gesichert.“

Zwei US-Beamten zufolge sucht Pjöngjang überdies nach Technologien, die seine nuklearbetriebenen U-Boot-Fähigkeiten verbessern könnten.

Der Wettkampf um Munition geht weiter

Auch die Ukraine wird von den USA und Europa mit Munition versorgt. Trotz der großen Munitionsmengen, die auf beiden Seiten ausgegeben wurden, bleiben die Fortschritte auf dem Schlachtfeld bis in die Wintermonate schleppend. In diesem Jahr hat sich die Kriegsfront kaum verändert. Aktuell konzentrieren sich die Kämpfe auf den Süden und Osten der Ukraine.