Kopfschütteln und Spott für die NEOS-Mandatare im Finanzausschuss der Stadt Wien: Der Wiener SPÖ-Bürgermeister benötigte eine mehrheitliche nachträgliche Genehmigung seiner am 15. Juli allein getätigten Überweisung von 700 Millionen Euro Steuergeld an die städtische Wien Energie. Mit dieser wahnwitzig hohen Summe an Steuergeld sollten die Wien-Energie-Manager in der Lage sein, ihre viel kritisierten Termingeschäfte fortzusetzen. Weder die Öffentlichkeit noch der Gemeinderat wurden von der dramatischen Situation informiert, nur der NEOS-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr erfuhr davon – und schwieg dann auch.

Jetzt machten die NEOS wieder gemeinsame Sache mit der SPÖ: Sie verschafften dem roten Koalitionspartner die Mehrheit bei der bedeutenden Abstimmung im Finanzausschuss und segneten damit die irritierend als “Notmaßnahme” abgelaufene Finanztransaktion des Wiener Bürgermeisters, die laut Statuten “unverzüglich” dem Gemeinderat gemeldet werden muss, zwei Monate später ab.

Der keine Koalitionspartner NEOS rettete ihn vor einem Polit-Debakel: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)

Steuerzahler müssen jetzt auf gute Entwicklung an der Strom-Börse hoffen

“Das ist ja unfassbar: Die NEOS, die als angebliche Transparenz- und Kontroll-Partei angetreten sind, segnen im Nachhinein eine derart seltsame 700-Millionen-Überweisung ab”, schüttelten Wiener Oppositionspolitiker den Kopf. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt gewesen, Michael Ludwig klar zu zeigen, dass diese Alleingänge mit dem Steuergeld der Wiener so nicht geduldet werden, meinte dazu ein ÖVP-Abgeordneter.

Und Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp berichtet aus dem Finanzausschuss: “Peinlich, wie die NEOS umgekippt sind. Und auch die ÖVP sorgte für eine seltsame Aktion: Zwei ÖVP-Mandatare waren bei den Abstimmungen über die 700-Millionen-Überweisungen nicht im Raum und kamen erst später wieder zur Sitzung dazu.” Die FPÖ wollte die Millionen-Aktion Ludwigs nicht absegnen.

Mit der nachträglichen Genehmigung der Überweisungen von 700 Millionen Euro am 15. Juli und am 29. August ist das Handeln des Wiener SPÖ-Bürgermeister zumindest auf kommunalpolitischer Ebene in einem für ihn unproblematischen Bereich. Jetzt wird spannend, was die Experten des Bundesrechnungshofs zum Finanzskandal bei der Wien Energie sagen – und ob die Staatsanwaltschaft auch wagt, gegen Mitglieder der Wiener Stadtregierung zu ermitteln.

Für alle österreichischen Steuerzahler bleibt extrem spannend, wie sich der Strompreis entwickelt – davon hängt nämlich ab, ob wir alle die bisher als Darlehen geleisteten 1,4 Milliarden wiedersehen werden. Und auch, ob Wien Energie noch weiter in ein noch größeres Milliarden-Desaster rutscht.

So warnten die Wien-Energie-Manager, sollte die Bundesregierung keine Soforthilfe geben ...
Wiens umgekippter Vize-Bürgermeister: Christoph Wiederkehr (NEOS)