Die SPÖ hat jegliche staatspolitische Verantwortung verloren, kritisiert Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Anlass ist die Weigerung der Sozialdemokratie, Gesetzesvorhaben, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit benötigen, zuzustimmen. „Die SPÖ entzieht sich ihrer staatspolitischen Verantwortung.“ Eine erste Folge davon seien Strafzahlungen der Republik in Millionenhöhe.

Jedes vierte Gesetz bisher einstimmig beschlossen

Die Entscheidung des SPÖ-Parlamentsklubs „aus Protest gegen die Regierung“ keinen Verfassungsvorhaben mehr zuzustimmen, ist für Edtstadler „aus verfassungsrechtlicher Sicht höchst bedenklich.“ Demokratiepolitisch sei es zwar geboten, dass Oppositionsparteien die Vorhaben der Regierungsparteien „kritisch hinterfragen“ und auch ablehnen. Doch im Sinne der Bürger müsse man eben auch „als Opposition Regierungsvorlagen unterstützen. Dies passiert häufiger als man denkt: In den vergangenen Jahren wurde in der Regel jedes vierte Gesetz einstimmig beschlossen.“

V.l.n.r: Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Am Rednerpult: Jörg Leichtfried (SPÖ).APA/HELMUT FOHRINGER

Die Verweigerung der SPÖ habe „gravierende Relevanz“. Im Nationalrat haben die Sozialdemokraten deshalb bereits die Energieeffizienz-Richtlinie blockiert. Damit nehme die SPÖ „ganz bewusst Strafzahlungen für die Republik in Millionenhöhe in Kauf.“

Als nächstes steht die geplante Reform des Verbotsgesetzes an. „Dieses noch effektiver und damit Wiederbetätigung noch besser sanktionierbar zu machen, wird ohne die Stimmen der SPÖ nicht gehen. Das ist verantwortungslos. Die Bevölkerung erwartet sich zurecht, dass wir gemeinsam an Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit arbeiten.“

„Von früherer staatspolitischer Verantwortung ist nichts übrig geblieben“

In der Vergangenheit sei sich die SPÖ ihrer Verantwortung bewusst gewesen. „Im Jahr 2022 waren 18 von 209 Gesetzesbeschlüsse des Nationalrats sogenannte 2/3-Materien, darunter etwa die von der SPÖ mitgetragene Verschärfung des Parteiengesetzes. Von der früheren staatspolitischen Verantwortung der Sozialdemokratie ist nichts übrig geblieben.“

Die jetzige parlamentarische Blockade passe zur „Geisteshaltung der SPÖ-Verantwortlichen in Niederösterreich und Salzburg. Auch dort hat man sich der Verantwortung entzogen und eine konstruktive Zusammenarbeit in den Landesregierungen verweigert. Mit ihrem Beschluss verabschiedet sich die SPÖ von den Grundregeln des Parlamentarismus.“ Und: „Innerparteiliche Turbulenzen entbinden nicht von staatspolitischer Verantwortung. Die SPÖ sieht diese Verantwortung offenbar nicht mehr bei sich.“