Neun Monate nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria hat ein griechisches Gericht vier junge Afghanen zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Sie wurden für schuldig befunden, das Lager auf der Insel Lesbos vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben. Bereits im März hatte es ähnlich harte Urteile gegen zwei weitere junge Afghanen gegeben.

Kurz und Nehammer begrüßen Urteil

Bundeskanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) begrüßten beide das Urteil in einer gemeinsamen Erklärung: “Es darf keine Toleranz geben für jene, die mit Absicht Brände gelegt und Menschenleben gefährdet haben. Ich begrüße es daher, dass die griechische Justiz hier entsprechend tätig geworden ist. Denn es darf kein Weiterkommen nach Mitteleuropa geben für illegale Migranten. Diese sind an den EU-Außengrenzen zu stoppen.” Nehammer sekundierte: “Wer Frauen und Kinder in Lebensgefahr bringt und Einsatzkräfte an ihrer Arbeit hindert, muss, wie in diesem Fall, mit den strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.”

Die österreichische Regierung hatte für ihre strikte Ablehnung der Aufnahme von Asylwerbern aus Griechenland nach der Brandkatastrophe auf Lesbos viel Kritik einstecken müssen.

Feuer hat Lager fast vollständig zerstört

Die Anwälte der Beschuldigten prangerten nach dem Urteil an, dass ihre Klienten keinen fairen Prozess erhalten hätten. Drei der Angeklagten seien zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht als Minderjährige anerkannt worden, obwohl sie entsprechende Dokumente vorgelegt hätten. Die Anklage basierte zu großen Teilen auf der Aussage eines Asylwerbers, der ebenfalls in Moria lebte. Er beschuldigte insgesamt sechs Männer der Brandstiftung in dem Lager. Bei der Anhörung, die am Freitag begonnen hatte, war dieser Kronzeuge jedoch nicht anwesend. Nach Angaben der Verteidigung war er auch bei einem früheren Prozess gegen die beiden anderen Beschuldigten nicht anwesend, da er nicht auffindbar sei.

Weitere Zeugen vor Gericht waren Polizeibeamte und Feuerwehrleute, die im September 2020 zum Einsatzort gerufen worden waren, sowie Flüchtlingshelfer der EU und von Hilfsorganisationen, die im Lager arbeiteten. Bei dem Feuer im Camp Moria wurde das größte Flüchtlingslager in der Ägäis fast völlig zerstört. Die etwa 13.000 Bewohner wurden später in ein anderes Camp gebracht.

Die Behörden haben mittlerweile ein provisorisches Lager auf Lesbos errichtet, in dem rund 6000 Menschen untergebracht sind. Die Europäische Union hat 276 Millionen Euro für den Bau eines neuen permanenten Lagers auf Lesbos und für weitere Einrichtungen auf den Inseln Chios , Samos, Kos und Leros bereit gestellt. (APA/Red)