Ein Sieg, egal wie! Die österreichische Damen-Auswahl ist vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Nordirland morgen, Montag um 18.00 Uhr gefordert! Die 0:1 Niederlage gegen England zum Auftakt nahm man noch als “Bonus-Spiel” mit. Man hatte nichts zu verlieren. Diesmal ist die Ausgangslage jedoch eine völlig neue. Im siebenten EM-Spiel der Verbandsgeschichte ist die Auswahl von Irene Fuhrmann Favorit. Trotzdem herrschte im Vorfeld Gelassenheit.

“Wir müssen jetzt auch Ergebnisse liefern, das wissen wir, aber Druck verspüren wir gar keinen, wir freuen uns einfach auf das nächste Spiel. Wir sind diesmal Favorit, mit der Rolle können wir leben”, sagte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. Laut Katharina Naschenweng werde man mit der gleichen Lockerheit in die nächsten beiden Partien gehen. “Wir wissen, was wir können, das gilt es auf den Platz zu bringen”, betonte die Außenspielerin.

Dabei muss die österreichische Damen-Auswahl auf Laura Wienroither verzichten. Die Rechtsverteidigerin legte einen positiven Corona-Test vor und wird demnach gegen den Weltranglisten-47. nicht zur Verfügung stehen. Die Arsenal-Legionärin ist der dritte Ausfall im ÖFB-Team, der wiegt wie der von Maria Plattner schwer. Aus dem Konzept bringen lassen will man sich dadurch aber nicht. Während man schon zuletzt für Plattner und Lisa Kolb gespielt hatte, sollen nun auch für Wienroither drei Punkte geholt werden.

“Wir sind überzeugt, dass wir das bessere Team sind, das müssen wir auf dem Platz beweisen”, forderte Teamchefin Irene Fuhrmann. Der Gegner nahm das Turnier unter ähnlichen Voraussetzungen wie die ÖFB-Auswahl 2017 in Angriff. Mit einem klaren 1:4 gegen Norwegen gab es aber bei der EM-Premiere nichts zu holen. Das auch wegen haarsträubender Eigenfehler im Spielaufbau. “Man hat gesehen, dass sie mutig spielen wollen. Da passieren dann auch Fehler, die muss man dann auch nutzen”, sagte Katharina Schiechtl.

ÖFB-Damen wollen hoch anpressen

Auf eine mutige Spielweise hofft auch Sarah Zadrazil. Doch die Bayern-Legionärin hat Zweifel, “dass ihnen das zweimal passieren wird”. Die ÖFB-Damen wollen allerdings mit gutem Pressing vorangehen und in den Reihen der Nordirinnen für Verunsicherung sorgen. Dabei geht Teamchefin Irene Fuhrmann auch von mehr Ballbesitzphasen aus als zuletzt. “Wir wollen das Spiel dominieren und uns im Angriffsdrittel festsetzen”, gab die Wienerin (41) die Marschroute vor.

Im zweiten Gruppenspiel muss allerdings eine Steigerung her: “Gegen Nordirland gilt es, die Schlagzahl zu erhöhen, dann machen wir auch unsere Tore, da bin ich mir ganz sicher”, blickte Zadrazil optimistisch voraus. Siegessicher gab sich auch Sarah Puntigam: “Wir wissen, dass Nordirland extrem aggressiv und robust in den Zweikämpfen ist und ein gutes Umschaltspiel hat, aber wenn wir mit der gleichen mentalen Einstellung wie zuletzt reingehen und unsere Offensivaktionen besser ausspielen, dann bin ich sicher, dass wir mit drei Punkten rausgehen.”

Die beiden einzigen Duelle mit Nordirland gab es in der laufenden WM-Qualifikation. In Belfast schaute nur ein 2:2 heraus, in Wiener Neustadt folgte im April ein wichtiges 3:1. “Das sollte uns Selbstvertrauen geben”, verlautete Laura Feiersinger. Kaufen kann man sich davon aber nichts. Das betonte auch Nicole Billa: “Das ist so lange her, dass das jetzt nicht relevant ist. Bei einer EM ist es noch einmal was ganz Anderes.”

Dort trat die ÖFB-Auswahl zuletzt vor fast 70.000 Zuschauern im Old Trafford an. Nun wartet ein Spiel mit einer wohl nur vierstelligen Besucheranzahl in einem mindestens halbleeren St. Mary’s Stadium. “Natürlich wird das Rundherum, das Setting ein ganz Anderes sein”, wusste Fuhrmann. Die Spielerinnen haben damit kein Problem. “Es ist nicht schwierig, umzuswitchen, da wir es gewohnt sind, dass eher weniger Zuschauer im Stadion sind”, erinnerte Feiersinger. Und Zadrazil ergänzte: “Jedes EM-Spiel ist für uns was Super-Großes.”

Sportdirektor Peter Schöttel und Irene Fuhrmann beim TrainingAPA/GEORG HOCHMUTH

Fast 1.000 Fans werden auch aus Österreich erwartet. Die wollen am besten einen klaren Erfolg sehen. Das wäre auch wichtig, da in der Endabrechnung im Aufstiegsrennen vielleicht die Tordifferenz entscheidend sein könnte. “Das kann sein, aber ich mache mir darüber keinen Kopf, weil ich nicht der Typ bin, der im Hintergrund herumrechnet. Für mich ist es einfach wichtig, dass wir das Spiel gewinnen”, erläuterte Billa. Auch Zadrazil legte den Fokus darauf, zuerst einmal den primären Teil der Aufgabe zu lösen: “Uns geht es um die drei Punkte, wir wollen dann gegen Norwegen eine Art K.o.-Spiel haben ums Viertelfinale.”