In der Nacht auf Donnerstag hatten Demonstranten in Bagdad die Botschaft Schwedens gestürmt und dort Feuer gelegt. Die schwedische und die irakische Regierung verurteilten den Vorfall. Der irakische Ministerpräsident Mohammed Shia al-Sudani drohte gleichzeitig, eine Verbrennung des Korans auf schwedischem Boden werde ein Ende der diplomatischen Beziehungen nach sich ziehen. Kurz darauf wies Bagdad die schwedische Botschafterin aus dem Land aus. Auch der irakische Geschäftsträger in Stockholm wurde zurückbeordert.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur des Irak berichtete, setzte das Land zudem die Geschäftslizenz des schwedischen Telekom-Ausrüsters Ericsson aus.

Die Aktion in Stockholm fiel in die muslimischen Neujahrsfeiern. Muslime weltweit feierten am Mittwoch den 1. Muharram und damit den Beginn des neuen Jahres. Zudem ist der Monat Muharram im schiitischen Islam von besonderer Bedeutung: Am 10. Muharram, dem Tag Ashura, wurde der Enkel des Propheten Mohammed, Hussein, gemeinsam mit Gefährten im Jahr 680 bei der Schlacht von Kerbala getötet. Dies besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten im frühen Islam. Schiiten gedenken des Todes Husseins weltweit mit Trauerfeiern.

Botschaft in Brand gesteckt

Laut Augenzeugen zogen in der Nacht auf Donnerstag Hunderte – darunter viele Anhänger von Schiitenführer Moqtada al-Sadr – zur Botschaft in Bagdad, viele kletterten über Absperrungen und riefen Parolen wie “Ja, ja zum Koran“. Einige legten Feuer, von dem Gebäude stieg Rauch auf. In den Morgenstunden beruhigte sich die Lage.

Der schwedische Außenminister Tobias Billström bestätigte Donnerstagfrüh, dass bei dem Sturm der Demonstranten die Botschaftskanzlei verwüstet und in Brand gesteckt worden war. Das Botschaftspersonal habe sich in Sicherheit bringen können. Auch die finnische Botschaft, die sich in der gleichen Anlage wie die schwedische befindet, wurde geräumt.

Stockholm übte scharfe Kritik an dem Sturm auf das Botschaftsgebäude. “Das, was passiert ist, ist völlig inakzeptabel und die Regierung verurteilt diese Angriffe aufs Schärfste.” Außenminister Billström kritisierte die irakischen Behörden für den mangelnden Schutz der Botschaft. Die Behörden hätten eine eindeutige Verpflichtung, diplomatische Vertretungen und diplomatisches Personal zu schützen, aber es sei offensichtlich, dass sie dieser Verantwortung nicht nachgekommen seien.

Die schwedische Polizei hatte zuvor einen Antrag für eine öffentliche Versammlung genehmigt, die am Donnerstag vor der irakischen Botschaft in Stockholm stattfinden sollte. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT wollte dabei eine Person einen Koran und eine irakische Flagge verbrennen. Nur zwei Personen sollen demnach an der Demonstration teilnehmen. Die Verbrennung fand dann allerdings nicht statt.