Der mutmaßliche Frauenmord von Ingenieurstudent Filippo T. (22) an seiner gleichaltrigen Ex-Freundin Giulia C. hat in Italien eine Welle der Empörung ausgelöst und das Problem der Gewalt gegen Frauen in den Vordergrund gerückt. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni versprach, den Schutz von Frauen zu verstärken und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Der Fall sorgt für Debatten in den Medien und in der Politik.

“Jede einzelne Frau, die getötet wird, weil sie ‘schuldig’ ist, frei zu sein, ist eine Verirrung, die nicht toleriert werden kann und die mich dazu drängt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um diese Barbarei zu stoppen”, sagte Meloni. Sie bestätigte, dass die Abgeordnetenkammer am Mittwoch über einen Gesetzesentwurf abstimmen wird, der die Schutzmaßnahmen für gefährdete Frauen erweitert, und kündigte eine öffentliche Sensibilisierungskampagne gegen Femizide an.

Frauendemonstrationen fanden am Montag in mehreren Städten statt, darunter Padua. Dort studierte Giulia C. Am Samstag werden in Rom und anderen Städten Demonstrationen anlässlich des Internationalen Tages zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erwartet. 103 Frauen sind seit Anfang dieses Jahres in Italien getötet worden, 80 davon von einem Partner oder Ex-Lebensgefährten.

Der Fall Giulia machte seit Tagen Schlagzeilen. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten, wie der Student seine Ex-Freundin am 12. November auf dem Parkplatz eines Industriegebiets angegriffen hatte und im Anschluss mit ihr in seinem Auto geflüchtet war. Sein schwarzer Fiat Punto wurde auch in Kärnten und Osttirol lokalisiert – der eXXpress berichtete. Am Samstag wurde Giulias Leiche mit zahlreichen Stichwunden an Kopf und Hals in einer Schlucht in der Nähe des Barcis-See in der friaulischen Provinz Pordenone gefunden.

Star-Journalistin Lilli Gruber griff Meloni frontal an

Meloni wehrte sich zuletzt auch gegen den Vorwurf, ihre rechtspopulistische Partei “Fratelli d ́Italia” (Brüder Italiens) verteidige eine patriarchalische und frauenfeindliche Gesellschaft. So postete sie auf Facebook ein Bild mit vier Generationen von Frauen aus ihrer Familie. Zu sehen ist Meloni mit ihrer kleinen Tochter Ginevra, ihrer Mutter und Großmutter, die inzwischen gestorben ist.

“Ich weiß nicht, wie manche Leute den Mut finden, selbst die schrecklichsten Tragödien auszunutzen, um die Regierung anzugreifen”, schrieb Meloni. Sie kritisierte ausdrücklich die Südtiroler Starjournalistin und TV-Moderatorin Lilli Gruber, die am Montagabend laut Meloni behauptet habe, dass Italiens Regierungschefin “Ausdruck einer patriarchalischen Kultur” sei.