Österreichs Nationalmannschaft steht erstmals in der Geschichte in der K.o.-Phase einer Fußball-EM. Die ÖFB-Auswahl feierte am Montag in Bukarest durch ein Tor von Christoph Baumgartner (21.) einen 1:0-Sieg über die Ukraine und beendete damit die Gruppe C auf Platz zwei. Gegner in der Runde der letzten 16 ist am Samstag (21.00 Uhr MESZ) im Londoner Wembley-Stadion Italien, das bisher vielleicht den stärksten Eindruck aller Endrunden-Teilnehmer hinterlassen hat.

Arnautovic: "Viele haben wieder an uns gezweifelt"

“Ich bin total happy, viele haben an uns schon wieder gezweifelt, wir haben es jedem gezeigt”, zeigt sich Marko Arnautovic selbstbewusst nach dem Spiel. Vor dem nächsten Match gegen Italien zeigt sich die Mannschaft weiter kämpferisch. Franco Foda kündigte an, dass das ÖFB-Team nicht so schnell aufgeben werde: „Ein Wahnsinn. Die haben schon lange nicht verloren, aber irgendwann kommt einmal der Tag, an dem sie wieder einmal verlieren werden. Wir haben unser Ziel erreicht, jetzt wollen wir mehr!“

Österreicher fordernd

Teamchef Franco Foda hatte auf eine Viererkette mit David Alaba als Linksverteidiger und Gegenspieler von Ukraine-Star Andrij Jarmolenko umgestellt. Marko Arnautovic agierte als Solostürmer, Baumgartner auf dem linken Flügel, Marcel Sabitzer als hängende Spitze und der neu in die Startformation gerutschte Florian Grillitsch als “Quarterback” im Zentrum.

Mit diesem System drückte das ÖFB-Team dem Match von Beginn an seinen Stempel auf. Die Österreicher beherrschten den Gegner, gewannen praktisch jeden wichtigen Zweikampf und wurden im Gegensatz zum 0:2 gegen die Niederlande auch gefährlich.

In der zweiten Minute spielte Xaver Schlager auf Konrad Laimer, der Leipzig-Profi nahm aber den Ball schlecht mit und beraubte sich dadurch selbst einer Topchance. Fünf Minuten später zischte ein Sabitzer-Volley deutlich über die Latte.

Das erlösende 1:0 fiel in der 21. Minute. Nach einem Alaba-Corner beförderte Baumgartner den Ball aus kurzer Distanz mit der Sohle ins Netz. Der Niederösterreicher avancierte mit 21 Jahren und 324 Tagen zum bisher jüngsten Torschützen dieser EURO, zum jüngsten ÖFB-Scorer überhaupt bei einer EM und sorgte für das erste österreichische Standardtor seit Aleksandar Dragovic beim 3:1 gegen die Färöer im März.

Zehn Minuten später musste der Hoffenheim-Profi allerdings wegen einer Kopfverletzung ausgewechselt werden, die er sich schon drei Minuten vor seinem Treffer bei einem Luftduell mit Illja Sabarnyj zugezogen hatte. Dennoch blieb Österreich am Drücker und ließ lediglich eine gefährliche Situation zu – Goalie Daniel Bachmann parierte einen Schlenzer von Mykola Schaparenko (29.).

Gegen Ende der zweiten Hälfte kam man dem 2:0 einige Male nahe. Laimer prüfte den ukrainischen Schlussmann Heorhij Buschtschan (37.), Arnautovic verstolperte nach Vorarbeit von Baumgartner-Ersatzmann Alessandro Schöpf eine Topchance (42.) und gab aus guter Position einen missglückten Schuss ab (45.+2). Auch Stefan Lainer hatte sein Visier schlecht eingestellt (45.+2).

In den ersten 45 Minuten einer Partie bei dieser EURO gab nur Italien (14) gegen die Türkei mehr Schüsse Richtung gegnerisches Tor als Österreich (13) ab. Nach dem Seitenwechsel aber änderte sich das Bild. Die Ukrainer riskierten mehr, wirklich in Bedrängnis geriet die ÖFB-Abwehr trotzdem nur einmal – Lainer zwang seinen Torhüter Bachmann mit einem unfreiwilligen Kopfball aufs eigene Tor zu einer Parade (61.). Roman Jaremtschuk schoss im Finish noch am Tor vorbei (87.).

Ansonsten stand die rot-weiß-rote Defensive stabil. Obwohl im Spiel nach vorne bei der einen oder anderen Kontergelegenheit der letzte Pass nicht funktionierte, blieb es doch bei einem verdienten Sieg der Österreicher. Damit wurden auch alle Spekulationen, beide Teams könnten sich auf ein Unentschieden einigen, beiseite gewischt. Die Ukraine muss nun als Dritter mit drei Punkten ums Weiterkommen bangen.