Rund 190 palästinensische Akademiker, Künstler und Aktivisten haben sich gegen eine antisemitische Rede von Präsident Mahmud Abbas gestellt. “Wir lehnen strikt jeden Versuch ab, Antisemitismus, Nazi-Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Geschichtsrevisionismus im Hinblick auf den Holocaust zu verharmlosen, falsch darzustellen oder zu rechtfertigen”, hieß es in einem am Montagabend veröffentlichten offenen Brief.

Unterzeichner verurteilen Abbas Hitler-Sager

Die Unterzeichner verurteilten darin “unmissverständlich die moralisch und politisch verwerflichen Äußerungen des Präsidenten”. Abbas hatte zuvor mit einer antisemitischen Rede international Kritik ausgelöst. Vor führenden Mitgliedern seiner Fatah-Partei hatte er Ende August gesagt: “Sie sagen, dass Hitler die Juden getötet hat, weil sie Juden waren, und dass Europa die Juden gehasst hat, weil sie Juden waren”. Dies sei falsch. “Die (Europäer) kämpften gegen diese Menschen wegen ihrer Rolle in der Gesellschaft, die mit Wucher, Geld und so weiter zu tun hatte.”

Autoren werfen Abbas autoritäre Herrschaft vor

Die Autoren des offenen Briefs schrieben dazu, das palästinensische Volk sei “durch den Kolonialismus, die Enteignung, die Besatzung und die Unterdrückung der israelischen Siedler ausreichend belastet, ohne dass es die negativen Auswirkungen solch ignoranter und zutiefst antisemitischer Narrative ertragen muss”. Dabei warfen sie Abbas eine zunehmend “autoritäre und drakonische Herrschaft” vor.

Abbas gilt beim eigenen Volk schon lange als umstritten. Diese Form der offenen scharfen Kritik aus Reihen der Palästinenser gilt jedoch als eher ungewöhnlich. Die letzte Präsidentenwahl fand 2005 statt, die letzte Parlamentswahl 2006. Nach Umfragen fordern rund 80 Prozent der Befragten seinen Rücktritt.