Die “Kuss-Affäre” hatte für großen Wirbel gesorgt – der eXXpress berichtete. Generalmajor Kurczyk, Kommandeur des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr, wird sexuelle Belästigung am Rande der Invictus Games in der Merkur-Spiel-Arena Düsseldorf vorgeworfen. Ein Soldat behauptet, am Rande der Abschlussfeier in einer Business Lounge gegen seinen Willen zwei Mal vom Vorgesetzten auf die Wange geküsst worden zu sein.

Kurczyk, der 40 Jahre in der Bundeswehr und im Afghanistan-Einsatz diente, hatte das mehrfach energisch bestritten und lediglich von einer Umarmung gesprochen. Sie hätten sich umarmt, wie sich Männer eben umarmten. In der “Neuen Zürcher Zeitung” beklagte er, das Verteidigungsministerium habe ihn „zum Spielball von verantwortungslosen Hinweisgebern und skandalsuchenden Redakteuren gemacht“.

Hielt sich der Minister an die Unschuldsvermutung?

Seit September ist in der Bundeswehr eine neue Regelung für den „Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten” in Kraft – sie spielt in diesem Fall eine große Rolle. CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter sagte der „Süddeutschen Zeitung“, bei solchen Vorwürfen gelte es besonders sensibel vorzugehen „und diese vollständig aufzuklären, ehe man voreilig ein Urteil fällt“. Eine Beurlaubung bis zur Klärung sei ein sinnvoller Weg, eine frühzeitige Versetzung in den Ruhestand – ohne die Aufklärung abzuwarten – halte er allerdings für kein gutes Zeichen von Führung, sagte Kiesewetter mit Blick auf Verteidigungsminister Pistorius.

Gerade bei solchen Anschuldigungen gelte die Unschuldsvermutung. Falsche Anschuldigungen oder vorschnelle Verurteilungen können bei solchen Vorwürfen die komplette Zerstörung einer Karriere in der Bundeswehr bedeuten. „Zudem verstärkt eine vorschnelle Verurteilung eher Misstrauen in der Truppe und schwächt die Kameradschaft“, betonte Kiesewetter in der “Süddeutschen” und sagte mit Blick auf die Ruhestandsversetzung: „Das zeigt eher Führungsschwäche, nicht Stärke.“