Einen Waffenpass und eine Ausnahmebewilligung zum Führen einer Pumpgun: Das beantragte Schönbrunn-Chef Stephan Hering-Hagenbeck (55) im März 2021. Der Grund: das „Risiko einer vorsätzlichen ‚Tierbefreiung‘ durch Tierrechtsaktivisten“. Dabei waren die Wünsche des Deutschen sehr konkret: Er wollte eine großkalibrige Schrot-Repetierflinte und eine 44er-Magnum, wie sie „Dirty Harry“ alias Clint Eastwood trägt, gerne haben.

Für Schutz und Sicherheit sorgen allerdings in der Regel die Polizei selbst, weshalb sie auch ablehnte: „Die Abwehr von gefährlichen Angriffen liegt grundsätzlich bei den Sicherheitsbehörden und der Sicherheitsexekutive“, erklärte sie, wie die Tageszeitung „Heute“ berichtet.

Vor Gericht begründet Hering-Hagenbeck seinen Wunsch mit der Reaktionszeit beim Terroranschlag 2020

Doch damit wollte sich Hering-Hagenbeck nicht zufrieden geben. Am 30. Juni begründete er vor dem Verwaltungsgericht, das bisher noch keine Entscheidung gefällt hat, seinen Wunsch tatsächlich mit der aus seiner Sicht offenbar zu langen „Reaktionszeit der Polizei beim Terroranschlag 2020“. Der Vergleich überrascht. Am Rande sei erwähnt: Dass die Cobra den Attentäter nur neun Minuten nach dem Notruf damals erschießen konnte, fand allgemeine Anerkennung bei Sicherheitsexperten. Doch mittlerweile scheint klar zu sein: Der neue Zoo-Direktor legt andere Maßstäbe an.

Der Polizei fehlten die zoologischen Kenntnisse, sagt der Tiergarten-Direktor

Gegenüber „Heute“ legte Hering-Hagenbeck nochmals nach: Die Polizei könne nicht so schnell vor Ort sein und sich im Tiergarten zurechtfinden, wie das leitende Personal. „Die Polizei verfügt auch nicht über die zoologischen Kenntnisse, um beurteilen zu können, wann ein gefährliches Tier noch vergrämt werden kann, und wann es rasch getötet werden muss“, zitiert ihn die Tageszeitung.

Herkömmliche Waffen seien „zu schwach, um das Großraubwild und Großwild, wie zum Beispiel Löwen, Leoparden, Bären und Elefanten im Fall eines Auskommens aus deren Gehegen rasch und verlässlich zu stoppen“. Die Waffen von Wega und Cobra seien dafür „nicht geeignet“. Immerhin gehe es um die „die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher, aber eben auch der Tiere“. Dazu gehöre, „vor allem auch angemessen auf große, gefährliche Tiere einwirken zu können, wenn Menschen in Gefahr sind.“