Der Libanon hält einen Trauertag ab. Am Donnerstag waren bei den schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren in der Hauptstadt Beirut sieben Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Zig Videos kursieren in den sozialen Netzen (siehe unten).

Neun Menschen wurden mittlerweile verhaftet. Präsident Michel Aoun versprach, die Verantwortlichen zu fassen und zur Rechenschaft zu ziehen. In einer TV-Ansprache erklärte er: “Das Geschehen hat uns in jene Tage zurückversetzt, von denen wir gesagt haben, dass wir sie nie vergessen und nie wiederholen werden.” Damit bezog er sich auf den 15-jährigen Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 herrschte.

Die Armee brauchte mehrere Stunden um die Kämpfe zu beendenAPA/AFP/ANWAR AMRO

Zunächst hatten sich am Donnerstag hunderte Demonstranten vor dem Justizpalast in Beirut versammelt und die Absetzung des Richters Tarek Bitar gefordert. Bitar untersucht die gigantische Explosion im Hafen, die im vergangenen Jahr die Stadt erschüttert hat. Die Demonstranten warfen dem Richter politische Voreingenommenheit vor. Organisiert hatte den Protest die schiitische Terrororganisation Hisbollah. Plötzlich wurden Schüsse aus dem nahe gelegenen Viertel Tayyoune abgefeuert. Bewaffnete Hisbollah-Mitglieder erwiderten umgehend das Feuer. Die Hisbollah beschuldigte eine christliche Gruppierung, die Demonstranten attackiert zu haben, was diese aber bestritt. Mit automatischen Gewehren und Panzerfäusten bewaffnete Männer machten die Straßen daraufhin unsicher. Zahlreiche Anwohner flohen aus ihren Häusern, Schulkinder gingen unter den Tischen in Deckung. Die Armee benötigte einige Stunden, um die Gewalt einzudämmen.

Schiitischer Kämpfer mit KalashnikovAPA/AFP/IBRAHIM AMRO

Die Untersuchung der Explosion im Hafen, bei der im August 2020 219 Menschen ums Leben kamen, ist mit großen Spannungen im Land verbunden. Weite Teile der Stadt wurden durch die Explosion verwüstet, aber bisher wurde noch niemand zur Rechenschaft gezogen. Während Hisbollah und ihre Verbündeten den Untersuchungsrichter attackieren, wird er von den Familien der Opfer unterstützt.