NATO-Militärchef Rob Bauer zerschlägt sämtliche Hoffnungen der Ukraine auf eine Lieferung westlicher Kampffjets in naher Zukunft. Das berichtet das ukrainische Portal Kyiv Independent. Die Ukraine werde die Jets erst erhalten, wenn ihre laufende Gegenoffensive beendet sei, sagte Lieutenant Admiral Bauer. Er ist Vorsitzender des Militärausschusses der NATO. „Die Diskussion über die Kampfflugzeuge ist wichtig, aber sie wird nicht kurzfristig für diese Gegenoffensive gelöst werden“, sagte der niederländische Marineoffizier.

Lieutenant Admiral Rob Bauer: Debatte über Kampfjets wird nicht für Gegenoffensive gelöst werden.APA/AFP/ANP/Lex van LIESHOUT/Netherlands OUT

Auch Pilotenausbildung und Logistik stehen erst nach der Offensive bereit

Kiew hatte wiederholt um rasche Lieferung von F-16-Kampfjets gebeten, um ihre Luftunterstützung zu verbessern – ein entscheidender Nachteil bei der Gegenoffensive. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte die fehlende Luftwaffe als einen der Gründe, weshalb die Offensive so langsam vorangehe.

Nun steht fest: Die Pilotenausbildung, die Technikerausbildung und die logistische Organisation zur Unterstützung dieser Flugzeuge – all das wird erst nach Abschluss der Gegenoffensive zur Verfügung stehen.

In westlichen Medien häufen sich negative Schlagzeilen aus der Ukraine

Brisant ist die Meldung der NATO auch vor dem Hintergrund der westlichen Medienberichte. Seit einiger Zeit berichteten zunächst US-amerikanische, dann deutsche Medien immer öfter von dem ausbleibendem Erfolg der Gegenoffensive. „Nach drei Wochen Gegenoffensive ist klar: Schnelle Erfolge für die Ukraine wird es wahrscheinlich nicht geben“, schrieb der „Tagesspiegel“. „Kampf- und Schützenpanzer aus den NATO-Staaten können bisher nicht die Wende bringen. Es häufen sich die Berichte über Verluste an westlichem Material auf ukrainischer Seite.“

Deswegen sei die Gegenoffensive allerdings noch nicht gescheitert. Nach der jüngsten NATO-Meldung fragen sich einige Twitter-Nutzer aber, worin eigentlich der Sinn der Gegenoffensive bestehen soll. Dass Kampfjets erst nach der Gegenoffensive geschickt werden, löst eine heftige Debatte auf Twitter aus.

Admiral Rob Bauer mit NATO-General Jens Stoltenberg (l.)APA/AFP/POOL/Christophe Ena

Heftige Debatten auf Twitter

„Es ist unverständlich, warum die Gegenoffensive der Ukrainer fortgesetzt wurde“, schreibt ein Brite. „Sie können zwar in begrenztem Umfang Boden gewinnen, aber die Pattsituation wird weiter bestehen bleiben“, dafür würden noch mehr Menschenleben gefordert. Ein anderer User kommentiert: „Es wäre besser gewesen, wenn sie die F16 vor Beginn der Offensive bekommen hätten und nicht erst, wenn sie vorbei war.“

Manche Twitter-Nutzer haben die bisherigen Hoffnungen für illusorisch gehalten. Folglich sind sie nicht verwundert: „Das ist keine Überraschung“, meint einer. „Es dauert seine Zeit, bis selbst die vorhandenen Kampfpiloten für das Fliegen der sehr hochkomplexen F16 ausgebildet sind und die Bodenunterstützung eingerichtet ist, um die Flugzeuge in Betrieb zu halten“. Allerdings soll man daraus lernen und nun die Unterstützung für die Ukraine nicht länger hinauszögern.

Eine andere Stimme: „Unabhängig davon hätte es mindestens ein Jahr gedauert, die Flugzeuge einsatzfähig zu machen. Alle Piloten und Logistik-Crews müssen geschult und die gesamte Ausrüstung ersetzt werden. Die F16 hätten also ohnehin keinen Einfluss auf die Gegenoffensive gehabt.“

Ein Australier im Ölgeschäft sieht den Sinn der Aktion woanders: „Es wird immer deutlicher, dass die westlichen ‚Verbündeten‘ beabsichtigen, die Ukraine für immer in einer ‚defensiven‘ Haltung zu halten. Dies ist eindeutig eine Verzögerungs-, Hinhalte- und Begrenzungstaktik, die darauf abzielt, jede Art von bedeutendem ukrainischen Sieg zu verhindern und zu verwässern. Das offizielle Ziel der NATO in der Ukraine ist nicht der Sieg, sondern eine Pattsituation.“