Moskau hat eine Entspannung angekündigt, doch in Wahrheit stehen die Zeichen. Anstatt seine Truppen zurückzuziehen, werden sie von Russland neu positioniert um den nächsten Angriff vorzubereiten. Die NATO und der britische Geheimdienst rechnen mit schweren Gefechten in verschiedenen Teilen des Landes.

Die NATO sieht im Ukraine-Krieg keine Signale der Entspannung, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel: “Nach unseren Geheimdienstinformationen ziehen sich russische Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu.” Russland versuche, seine Truppen neu zu gruppieren, Nachschub zu organisieren und die Offensive im Donbass zu verstärken. Gleichzeitig werde der Druck auf die Hauptstadt Kiew und andere Städte aufrechterhalten.

Keine Änderung bei Russlands Hauptziel erkennbar

“Wir können mit weiteren Offensivaktionen rechnen, die noch mehr Leid bringen”, sagte Stoltenberg. Zu den Verhandlungen zwischen Vertretern und der Ukraine und Russlands meinte der Norweger, es sei gut, dass miteinander gesprochen werde. Bisher habe man allerdings keine echte Änderung bei Russlands Hauptziel gesehen. Moskau will nach wie vor den militärischen Erfolg. Deshalb müsse man auch bereit sein, die Ukraine weiter zu unterstützen.

In den jüngsten Verhandlungen mit der Ukraine hatte Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. So solle Vertrauen aufgebaut werden, sagte Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin am Dienstag nach dem Treffen in Istanbul. Im Westen kamen gleich danach Zweifel auf, ob solche Zusagen verlässlich sind.

Erbitterte Kämpfe am Stadtrand von Kiew erwartet

Der britische Geheimdienst rechnet in den kommenden Tagen mit erbitterten Kämpfen am Stadtrand von Kiew: “Russische Streitkräfte haben trotz des Abzugs einer begrenzten Anzahl von Einheiten weiterhin Stellungen östlich und westlich von Kiew bezogen”, heißt es in einer Erklärung. “In den kommenden Tagen werden sich wahrscheinlich heftige Kämpfe in den Außenbezirken der Stadt entwickeln.”

In Mariupol, einem Hauptziel der russischen Streitkräfte, wird unterdessen weiterhin heftig gekämpft, die ukrainischen Streitkräfte haben jedoch weiterhin die Kontrolle über das Stadtzentrum.

Die Welt gewöhnt sich langsam an den Krieg in der Ukraine, meint der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: “Tagesberichte über die Zahl zerstörter Häuser, bombardierter Städte und Gemeinden sind nicht mehr emotional. Für viele andere wird der Krieg in der Ukraine zur Routine. Leider. Aber es ist wahr – er ist langsam Routine. Aber nicht für diejenigen, deren Leben in Gefahr ist in dieser Minute”, sagte er in einem Video für das niederländische Parlament.

Wie lange wird dieser Krieg noch dauern?