Der für kurze Zeit vermisste russische Arzt Alexander Murachowski, in dessen Spital der Kremlgegner Alexej Nawalny direkt nach einem Giftanschlag im vergangenen Jahr behandelt worden ist, ist wieder aufgetaucht. Murachowski habe am Montag selbstständig aus einem Wald in der sibirischen Region Omsk heraus gefunden, meldete die Staatsagentur Tass unter Berufung auf die Behörden.

Der Arzt – mittlerweile ist er Gesundheitsminister in Omsk – war am Freitag von einem Jagdausflug am Freitag nicht zurückgekehrt. Nun werde er in einem Krankenhaus behandelt, sein Zustand sei aber „normal“. Rund 100 Sicherheitskräfte hatten in dem sumpfigen Waldgebiet nach ihm gesucht.

Das Duplizieren

Murachowski leitete bis vor einigen Monaten die Omsker Klinik, in die der mittlerweile im Straflager inhaftierte Nawalny gebracht wurde. Zuvor war der Oppositionspolitiker auf einem Inlandsflug zusammengebrochen. Später wurde er nach Deutschland ausgeflogen und wochenlang in der Berliner Klinik Charité behandelt. Untersuchungen mehrerer Labore zufolge wurde er mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet.

Alexander Murachowski hatte Nawalny damals lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt. Nawalny warf ihm eine „Fälschung“ der Diagnose vor. Seine Unterstützer beschuldigen Murachowski zudem, Nawalnys Verlegung nach Deutschland hinausgezögert zu haben. Im November wurde der Mediziner zum Gesundheitsminister der sibirischen Region befördert. Nachdem zwei weitere Omsker Ärzte von Nawalny in den vergangenen Monaten gestorben waren, hatte Murachowskis zwischenzeitliches Verschwinden in russischen Medien nun für großes Aufsehen gesorgt.