Es war der 2. November 2020. Die ersten Schüsse wurden gegen 20.00 Uhr in der Seitenstettengasse am Schwedenplatz in der Wiener Innenstadt vermeldet. Schnell war klar: Es handelt sich um einen terroristischen Angriff. Jener Platz, wo normalerweise Partys stattfinden und sich Menschen versammeln um gemeinsam zu feiern wurde plötzlich zum Ort des Schreckens und des Terrors. Ein Jahr nach den Ereignissen zieht Innenminister Karl Nehammer im Gespräch mit der “Krone” Bilanz. Er war gerade in seinem Büro in einer Besprechung, als er von seinem Kabinettschef informiert wurde. Daraufhin drehte er das Funkgerät auf und verfolgte die ersten Minuten.

“Natürlich ist das eine sehr angespannte Situation. Aber in dem Moment konzentriert man sich auf die Aufgaben, die zu tun sind. Mir war es wichtig, so rasch und klar wie möglich die Bevölkerung über den Stand der Dinge zu informieren,” meinte Nehammer. Der Einsatz wurde polizeilich umfassend evaluiert. Der Innenminister übte allerdings scharfe Kritik an Herbert Kickl. Der Verfassungsschutz war zu diesem Zeitpunkt mitten im Reformprozess. Und ja, nachdem Ex-Innenminister Kickl das BVT bis auf die Grundfesten zerstört hat, war viel zu tun. Die neue Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst wird ab 1. Dezember ihren Betrieb aufnehmen und damit der Verfassungsschutz in Österreich komplett neu aufgebaut,” betonte Nehammer.

Der Terroranschlag löste eine sicherheitspolitische Debatte aus. Nach dem Anschlag wurden Moscheen geschlossen sowie ein Imamverzeichnis eingeführt. Auch sonst lieferten sich Nehammer und Kickl in der Vergangenheit einen Schlagabtausch nach dem anderen. Erst vor einem Monat entzog Nehammer Kickl in der Asyldebatte das “Du-Wort”. Kickl warf seinem Nachfolger “Versagen auf breiter Front” und einen “Betrug an der eigenen Bevölkerung” vor. Auch der Tod von Leonie (13) löste eine heftige Debatte im Nationalrat aus. Kickl attackierte Nehammer und warf und machte fehlendes Handeln für entsprechende Verbrechen verantwortlich.