Alexander Van der Bellen hat in seiner Eröffnungsrede der Bregenzer Festspiele indirekt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner attackiert. Es ging um die Debatte rund um „normal denkende Menschen“. Der Bundespräsident warnte vor einer „ausgrenzenden Sprache“: „Wer bestimmt, wer ‚normal‘ ist und wer nicht?“, fragte Van der Bellen. Es sei gefährlich, solche Begriffe so absolut zu verwenden, „denn sie tragen mehr und mehr zum Zerbrechen einer Gemeinschaft bei.“

Das wollte man in der ÖVP nicht unkommentiert lassen. Zunächst schaltete sich Bundeskanzler Karl Nehammer ein: „Es ist wichtig, dass man Normalität benennen darf“, bekräftigte er. „Ich habe schon einmal gesagt, dass ich hier schon nicht normal finde, dass man über Normalität überhaupt eine große Debatte führt.“

Kein schlechtes Gewissen, mit dem Auto zu fahren

Es gelte „Politik für die Vielen“ zu machen, ohne dabei „die Wenigen“ zu vergessen. Ein Problem seien „die Extreme, die die Mitte verlassen. Und wenn die Ausnahme zur Regel wird, dann fühlt sich die Mehrheit nicht mehr repräsentiert.“

Es sei „in Ordnung, wenn jemand sich dazu entschließt, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, aber einer, der mit dem Auto fahren muss, soll kein schlechtes Gewissen haben müssen. Und genauso ist es okay, wenn jemand sich dazu entschließt, vegan zu leben. Aber es muss auch okay sein, wenn andere gerne Schnitzel essen.“

Kritik an Van der Bellens Schweigen zu Kogler

Bernhard Ebner, Landesgeschäftsführer der ÖVP-Niederösterreich, kritisierte, dass Van der Bellen mit keinem Wort die „Faschismus-Entgleisung“ von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erwähnt habe. Er meinte damit Koglers Prädikat „präfaschistoid“ für den Vertretungsanspruch von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) für die „normal denkende Mitte der Gesellschaft“.