Yannick Shetty (28) wurde im 2019 mit 24 Jahren als jüngster Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat angelobt. Seither ist er unter anderem Sprecher für Integration und LGBTI. Dass die Regenbogenfahne der Pride-Parade Widerstand bei jungen Muslimen auslöst, schockiert ihn. Entrüstet schildert er ein Erlebnis in Graz.

„Ich bin Moslem, bei uns ist diese Flagge scheiße“

„Ich koche vor Wut“, schreibt der Sohn eines Inders und einer Österreicherin mit koreanischen Wurzeln auf Twitter. Er schildert eine Begegnung „in einer Grazer Straßenbahn nach der Pride. Neben mir steht eine junge Frau mit einem Pride-Fähnchen.“ Dann macht Shetty eine Beobachtung, die ihm sauer aufstößt. „Gegenüber von uns sitzen zwei zirka 12-Jährige. Sie reden auf Arabisch zirka fünf Minuten lang offensichtlich abwertend und gestikulierend über die Frau bis sie dann pöbeln beginnen: „Diese Flagge schaut voll scheiße aus.“

Gemeinderat Thomas Weber (l., NEOS Wien) und Yannick Shetty (r.) bei einer Pressekonferenz im Jahr 2020: Für die LGBTIQ*-Community in Wien sei noch viel zu tun.NEOS Wien

Nun schaltete sich der junge Nationalratsabgeordnete ein. Die beiden sollten „sich zusammenreißen und sich benehmen“, sagt er ihnen. Doch die zeigen sich unbeeindruckt. Die Vermittlungsversuche helfen nicht. „Ich bin Moslem, bei uns ist diese Flagge scheiße“, antwortet der eine. Und: „Was redest du überhaupt, glaubst du ich habe Angst vor dir?“

Bei der nächsten Station steigt die junge Frau aus.

„Wie werden sie agieren, wenn sie drei Jahre älter sind?“

Die Begegnung mit dieser offen abwertenden Einstellung gegenüber der Pride-Parade schockiert den Integrationssprecher. „Das sind Kinder und sie denken nicht nur so, sondern tragen die ihnen erzogene Abwertung schon aggressiv nach außen. In diesem Alter.“ Das bringt Shetty zum Denken: „Wie werden sie agieren, wenn sie drei Jahre älter sind? Würde ich ihnen dann begegnen, ich hätte Angst vor ihnen.“

In einem Tweet entlädt der NEOS-Politiker seinen Frust.

Was den NEOS-Politiker besonders „zornig“ macht, ist die „naive Wegschaumentalität“. Er hält fest: „Es wurden jahrzehntelange gleiche Rechte hart gekämpft – und jetzt nehmen wir einfach hin, dass sie uns wieder von einem Teil der Gesellschaft weggenommen werden? Ich will das nicht akzeptieren.“

Demokratiegefährdende Moscheen schließen

Die NEOS sind gegen eine harte Asylpolitik. NEOS-Integrationssprecher Buddy möchte das Integrationsjahr reaktiveren, wie er kürzlich gegenüber dem „Profil“ erklärt hat. „Es soll Zuwanderern helfen, rasch in Österreich anzukommen.“ Wer allerdings „die notwendigen Integrationsmaßnahmen verweigert, soll weniger Sozialhilfe erhalten oder eine Verwaltungsstrafe ausfassen“, meinte er damals.

Eine gewisse Kritik an islamischen Strukturen ließ der NEOS-Politiker ebenfalls durchklingen. Er wisse von drei bis fünf „Moscheen, die unsere Demokratie gefährden, weil sie dagegen anpredigen, was uns als Österreich und Europa ausmacht“. Man sollte sie alle schließen, und darüber hinaus den islamischen Religionsunterricht einer staatlichen Aufsicht unterstellen, damit er nicht mehr ausschließlich von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ) organisiert wird. Dasselbe gelte aber auch für andere Religionsgemeinschaften.