Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die israelische Armee angewiesen, einen Einsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens „vorzubereiten“. In einer TV-Ansprache sagte Netanyahu Mittwochabend, auf die „bizarren Forderungen“ der radikalislamischen Hamas für eine Waffenruhe einzugehen, werde nicht zu einer Rückkehr der Geiseln führen, sondern „nur zu einem weiteren Massaker einladen“. Ein Sieg über die Hamas sei „eine Frage von Monaten“.

Hamas-Plan für Waffenruhe enthält unannehmbare Forderungen

Die palästinensische Terrororganisation Hamas soll einen dreistufigen Plan für eine Waffenruhe mit Israel vorgeschlagen haben, der auf ein Ende des Militäreinsatzes Israels abzielt. Überdies sollten 1500 palästinensische Häftlingen aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter 500 Häftlinge, die zu lebenslangen oder sehr langen Haftstrafen verurteilt wurden. Überdies solle das israelische Militär komplett aus dem Gazastreifen abziehen.

Mehrere Forderungen sind für Israel unannehmbar. Offen ist, ob Israel den Entwurf komplett zurückweisen oder um neue Bedingungen bitten wird.

Hamas-Terroristen drangen am 7. Oktober über die Grenze des Gazastreifens ein und verübten das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels.Hani Alshaer/Anadolu Agency via Getty Images

Bei dem Massaker der Hamas-Mörderbanden im Oktober waren rund 1200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 Menschen verschleppt worden. Von rund 136 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, sind nach israelischen Militärangaben höchstens noch etwas über hundert am Leben.

Terrorzellen ausgeschaltet – Tunnel für Hamas-Terroristen entdeckt und zerstört

Die israelische Armee teilte am Mittwoch überdies mit: Bei den Kämpfen in Khan Younis seien „bewaffnete Terrorzellen“ ausgeschaltet und zahlreiche Waffen sichergestellt worden. „Israelische Fallschirmtruppen haben in den vergangenen 24 Stunden in Khan Younis Dutzende von Terroristen getötet“, hieß es.

Überdies haben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte nach eigenen Angaben im Süden des Gazastreifens einen von hochrangigen Hamas-Funktionären genutzten Tunnel entdeckt und zerstört, in dem auch Geiseln festgehalten worden seien. Der von Spezialeinheiten in Khan Younis entdeckte „strategische Tunnel“ habe als Versteck für „hochrangige Mitglieder der Hamas-Terrororganisation“ gedient. Zu verschiedenen Zeiten seien dort in einer Zelle zudem „etwa zwölf Geiseln festgehalten“ worden.

Ein mehr als ein Kilometer langer Hamas-Tunnel wurde unter einem Viertel von Khan Yunis gebaut.
Hier versteckten sich hochrangige Hamas-Mitglieder. Hier wurden überdies israelische Geiseln gehalten, sagt die israelische Armee.

Drei der Geiseln seien mittlerweile zurück nach Israel gebracht worden, die übrigen würden noch im Gazastreifen festgehalten. Nach Angaben der Armee lag der Tunnel „im Herzen eines zivilen Gebiets“. Die etwa einen Kilometer lange Anlage sei Teil eines „weitverzweigten unterirdischen Labyrinths“. Zudem sei der Tunnel mit einem anderen kürzlich entdeckten Tunnel verbunden gewesen, in dem ebenfalls Geiseln festgehalten worden seien.

Langsame Bodenoffensive

Seit dem beispiellosen Massaker von Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 arbeitet sich die israelische Armee schrittweise durch den dicht besiedelten Gazastreifen und sein Tunnelsystem durch. Das Ziel: die Niederschlagung und Entmachtung der Terrorgruppe, die den jüdischen Staat unbedingt auslöschen möchte. Das bewusst langsame Tempo der Bodenoffensive hängt vor allem mit der Vorgangsweise der Hamas zusammen: Die radikalislamische Terrorgruppe benützt Zivilisten als Schutzschilder. Terrorzellen befinden sich bei Spitälern, Schulen und anderen zivilen Einrichtungen. Mit Flächenbombardements und überhastetem Vorwärtspreschen wären die zivilen Opferzahlen wohl weit höher.