Viele eXXpress-Leser erinnern sich noch gut: Kurz vor den Explosionen an den beiden wichtigen Nordstream-Gas-Pipelines in der Ostsee vor der Insel Bornholm am 26. September des Vorjahres wurden ebenfalls Wartungsarbeiten an dieser Strecke gemeldet, von 31. August bis 2. September floss kein Gas. Dann, nur 24 Tage später, zerstörten vier Sprengsätze die Pipelines, der Terroranschlag erhöhte die Energiekosten der Westeuropäer dramatisch.

Jetzt melden russische Medien eine ähnliche Situation wie im Spätsommer 2022: An der Turkish Stream, einer der letzten beiden Pipelines, die Süd- und Westeuropa mit russischem Gas versorgt, erfordern Wartungsarbeiten eine Totalsperre. Damit können nur noch 50 % der üblichen benötigen Gas-menge aus der Russischen Föderation in die europäischen Nationen gepumpt werden. In 7 Tagen, also am Montag kommender Woche, soll die Sperre wieder aufgehoben werden.

Die Turkish-Stream-Pipeline verläuft durch das Schwarze Meer.

Ab 1. Jänner 2024 auch keine Pipeline mehr durch die Ukraine

Der aktuelle Totalsausfall der Turkish Stream zeigt auf dramatische Weise, wie abhängig Westeuropa bereits von der ukrainischen Regierung ist, dass zumindest noch weiterhin 50 % der Gasmenge von der Russischen Föderation durch die Ukraine fließen kann. Allerdings berichtete erst vor wenigen Tagen Gerhard Roiss, der frühere OMV-Vorstand, von seinem Gespräch mit dem stellvertretenden ukrainischen Energieminister: Er hätte klar gesagt, dass die Ukraine den Gas-Durchliefervertrag mit der Regierung in Moskau mit dem 31. Dezember 2024 beenden wird.

Somit hätten knapp 446 Millionen EU-Bürger nur noch zwei Möglichkeiten, zu russischem Gas zu kommen: Entweder über die Turkish Stream – oder über teure und umweltschädliche Flüssiggas-Tanker.

Österreich bezieht – trotz aller gegenteiligen Versprechen der grünen Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler – nach wie vor 74 % (Zahl aus dem März) der benötigten Gasmenge aus der Russischen Föderation.

Aktuell seien die Erdgasspeicher in Österreich zu 76 % gefüllt, ein Ausfall aller Erdgas-Lieferungen aus der Russischen Föderation wäre lange Zeit verkraftbar – allerdings müsste schon jetzt dafür gesorgt werden, dass weitere günstig eingekaufte Gas-Vorräte für den kommenden Winter in die Speicher kommen.

Zerstört am 26. September des Vorjahres: Die Nordstream-Pipelines in der Ostsee - bis heute gibt es keine konkrete Nennung von Tatverdächtigen.