Hinter dem Erfolg steht ein größerer Trend: Die Bestrahlung von innen, „Endoradiotherapie“ genannt, avanciert derzeit zu einer neuen bedeutsamen Methode der Krebsmedizin. Sie kann den Krebs stoppen oder sogar deutlich zurückdrängen.

Das Medikament, das bereits Leben gerettet hat, soll nach Expertenschätzungen bald in Europa zugelassen werden. Auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology, einer hochkarätigen Konferenz der Krebsmedizin, bekam die Endoradiotherapie im Juni viel Aufmerksamkeit. In einer großen klinischen Studie testen Ärzte sie an etwas mehr als tausend Männern mit aggressivem Prostatakrebs, denen sonst nichts mehr half. Mit der neuen Behandlung lebten die Patienten im Schnitt vier Monate länger, berichtet „Welt“.

Ein Patient vor der Bestrahlungs-TherapieQuelle: Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin (KRN) Nuklearmedizin Magdeburg

Ihre Lebensqualität ließ nicht so rasch nach wie die der Kontrollgruppe. Ihre Tumorherde schrumpften in der Hälfte der Fälle. „Diese Vorteile legen nahe, dass die Therapie zum neuen Standard bei fortgeschrittenem Prostatakrebs mit Metastasen werden kann. Sie ist wirksam, gut verträglich und sicher“, lobte der US-Urologe Badar Mian vom Albany Medical College in New York anlässlich der Konferenz.

Das radioaktive Medikament, das bei einer Endoradiotherapie in die Vene läuft, trägt den kryptischen Namen 177Lu-PSMA-617. Erfunden hat die Arznei Klaus Kopka, Direktor am Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf, gemeinsam mit Heidelberger Forschern. Dafür erhielten sie den angesehenen Erwin-Schrödinger-Preis. „Es ist sensationell“, freut Kopka sich laut “”Welt” nun über die Erfolge, die das Medikament erzielt. Seit 2017 steht hinter 177Lu-PSMA-617 der Schweizer Pharmahersteller Novartis.

Ein Patient nach der BestrahlungQuelle: Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin (KRN) Nuklearmedizin Magdeburg

Zellen zerstört

Im Körper dockt das Medikament gezielt an die Krebszellen an. Es bindet sich dafür an ein Protein auf der Hülle der Tumorzellen, das PSMA, das prostataspezifische Membranantigen. Dann strahlt das Medikament dort. Genau genommen ist es „Lu“ für „Lutetium“, das Elektronen bis zu 1,2 Millimeter in das Gewebe schießt. Dieses Elektronenbombardement zerstört die Krebszellen im Idealfall.