Anhand mehrerer Haarlocken des Musikgenies Beethoven (1770 bis 1827) haben Forscher jetzt das Erbgut des Komponisten entziffert. Demnach habe der große Komponist, der seit früher Jugend über starke Magen-Darm-Probleme klagte,  eine genetische Veranlagung für einen Leberschaden gehabt. Eine Hepatitis-B-Infektion in Kombination mit dem bekannt hohen Alkoholkonsum Beethovens habe schließlich zu einer Leberzirrhose und dem Tod des Wahl-Wieners geführt.

Durch die DNA-Sequenzierung von fünf Haarproben konnte ein erbliches Risiko für Lebererkrankungen in den sogenannten PNPLA3- und HFE-Genen erkannt werden. Erstautor Begg von der Universität Cambridge, bezieht in seinen Schlussfolgerungen auch auf die schriftliche Unterlagen des Komponisten: “Beethovens ‘Konversationshefte’, die er im letzten Jahrzehnt seines Lebens benutzte, legen die Vermutung nahe, dass er sehr regelmäßig Alkohol konsumierte. Auch wenn die meisten seiner Zeitgenossen behaupten, sein Alkoholkonsum sei für Wiener Verhältnisse des frühen 19. Jahrhunderts mäßig gewesen, gibt es auch Quellen, in denen sich andere Aussagen dazu finden. Unserer Einschätzung nach dürfte es sich immer noch um Alkoholmengen gehandelt haben, von denen man heute weiß, dass sie für die Leber schädlich sind. Wenn Beethovens Alkoholkonsum über einen ausreichend langen Zeitraum hoch genug war, stellt die Wechselwirkung mit seinen genetischen Risikofaktoren eine mögliche Erklärung für seine Leberzirrhose dar.”

Berühmte "Hiller-Locke" Beethovens stammte - von einer Frau

Hinzu kam der Befund, dass Beethovens Haar-DNA-Einlagerungen des Genoms Hepatitis-B-Viren enthält – das Zeichen einer überstandenen akuten oder gar einer chronischen Virus-Leberentzündung. “Wir können nicht mit Sicherheit sagen, woran Beethoven gestorben ist, aber wir können jetzt zumindest das Vorhandensein eines erheblichen erblichen Risikos für eine Leberzirrhose und eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus belegen”, sagte Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

“In Anbetracht der bekannten Krankengeschichte ist es sehr wahrscheinlich, dass im Zusammenspiel genetische Veranlagung, Hepatitis-B-Infektion und Alkoholkonsum zu Beethovens Tod geführt haben. Künftig muss noch erforscht werden, in welchem genauen Umfang jeder einzelne Faktor beteiligt war”, fügte Begg hinzu.

Von den Wissenschaftern ausgeschlossen wurde hingegen eine chronische Vergiftung, zum Beispiel durch Blei. Eine Probe, die darauf hinweisen könnte, die sogenannte “Hiller”-Locke von Beethoven, die der deutsche Musiker Ferdinand Hiller unmittelbar nach dessen Tod abgeschnitten haben wollte, stammte nämlich überhaupt von einer Frau.