In der vorigen Woche dachte manche noch an einen „Ausreißer“: Marco Pogo alias Dominik Wlazny kam mit seiner Spaßpartei auf elf Prozentpunkte. Das hatte die Umfrage von Peter Hajeks Institut Public Opinion Strategies für den Privatsender ATV ergeben. Viele wollten das – noch – nicht ernst nehmen, oder konnten es eigentlich kaum glauben, vor allem mit Blick auf die SPÖ.

Kein neuer Schwung bei SPÖ

Immerhin hat die Sozialdemokratie einen neuen Vorsitzenden. Das sorgt erfahrungsgemäß für Auftrieb, der sich auch in den Umfragen zumindest ein klein wenig bemerkbar macht. In der Regel nimmt das der Konkurrenz den Wind aus den Segeln. Warum also sollte ausgerechnet eine linke Protestpartei jetzt so viel reißen?

Peter Hajek (Public Opinion Strategies): Marco Pogo ist der Einzug in den Nationalrat sicher.APA/GEORG HOCHMUTH

Bierpartei nähert sich der SPÖ

Eine Woche später schwinden die Zweifel: Nicht nur kommt die SPÖ mit Babler weiterhin nicht von der Stelle. Marco Pogos Bierpartei darf sich gleichzeitig über noch mehr Prozentpunkte freuen und gelangt schrittweise immer näher an die Roten heran.

„Der Einzug in den Nationalrat wäre aus heutiger Sicht aber nahezu gesichert”, hatte Peter Hajek erklärt. Dieser Trend, den der Meinungsforscher auf ATV konstatiert hat, verfestigt sich jetzt.

Überraschendes Ergebnis der jüngsten Sonntagsfrage.

Das ist das Ergebnis der Befragung von Unique Research für „heute“: 804 Personen wurden von 26. bis 29. Juni online und telefonisch gefragt, wen sie wählen würden, falls die Bierpartei antreten sollte.

Sogar KPÖ könnte es schaffen – trotz eines „Marxisten“ an der SPÖ-Spitze

Ergebnis: Ein Minus sieht die Umfrage bei allen Parteien. Am größten wäre es aber mit minus drei Prozentpunkten bei der SPÖ, die auf magere 20 Prozent schrumpfen würde. Damit lägen die Roten nur noch acht Prozent über der Bierpartei, die aus dem Stand zwölf Prozent erreichen würde.

Keine Aussicht auf Stimmenzuwachs zurzeit für Babler.APA/HELMUT FOHRINGER

Das ist nicht das einzig Erstaunliche: Die KPÖ müsste zwar um ihren Einzug zittern, dürfte sich aber immer noch über beachtliche vier Prozentpunkte freuen. Das ist überraschend. Schließlich repräsentiert Andreas Babler ja den linken Flügel der SPÖ und flirtete schon einmal ziemlich laut mit dem Marxismus. Damit müsste er als SPÖ-Chef normalerweise die Zersplitterung des links-linken Flügels eindämmen. Bei der Wahl Hans Peter Doskozils zum neuen Vorsitzenden der Sozialdemokratie dürften viel eher die Sektkorken bei den Kommunisten geknallt haben.

Doch anscheinend rechnen 16 Prozent der Wähler, die tendenziell im linken Spektrum beheimatet sind, bei Bierpartei und KPÖ viel eher mit frischem Wind, als bei einer SPÖ unter Babler.

Marco Pogo muss sich warm anziehen

Einige Hürden müsste Marco Pogo mit seiner Bierpartei aber noch meistern. Zum einen müsste er Bundesländerlisten erstellen – für neue Parteien meist ein schwieriges Unterfangen. Vor allem aber: Wenn sich am jetzigen Trend nichts ändert und die Bierpartei tatsächlich mit mehreren Sitzen im Nationalrat – auf Kosten der SPÖ – rechnen darf, dann wird Pogo schon sehr bald auf heftigen öffentlichen Gegenwind der SPÖ rechnen müssen.