Die Allianz der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) wird sich im kommenden Jahr massiv vergrößern – von fünf auf elf Mitgliedsländer. Das hat die Gruppe auf ihrem Südafrika-Gipfel beschlossen. Bemerkenswert: Alle sechs neue Staaten im Pakt sind Ölförderländer: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Ägypten, Äthiopien und der Iran. Damit werden die BRICS ab 2024 über atemberaubende 80 Prozent der weltweiten Ölproduktion verfügen. So will sich das Bündnis die Vorherrschaft über die Ressourcen sichern.

Vereint hoffen die Staaten überdies auf mehr Gewicht des Globalen Südens. Der Block hat bereits jetzt einen höheren Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) als die G7-Staaten – und stellen ein wachsendes Gegengewicht dar. Wirtschaftsdaten der vergangenen zwei Jahrzehnte belegen das.

G7 geraten beim BIP ins Hintertreffen

Lange Zeit hatten die G7 – bestehend aus den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Japan – die Oberhand über die globale Wirtschaftspolitik und Entscheidungsfindung. Doch bereits im Jahr 2020 übertrafen die fünf BRICS-Staaten die G7 in Bezug auf ihr gemeinsames BIP – bereinigt um die Kaufkraftunterschiede (gemessen an der Kaufkraftparität, im Fachjargon).

Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird der Block in diesem Jahr gemeinsam 32,1 Prozent des globalen BIP erwirtschaften. Im Jahr 1996 waren es noch 16,9 Prozent. Die entscheidende Ursache dafür ist aber das gewaltige wirtschaftliche Aufstieg Chinas und – in zunehmendem Ausmaß – Indiens. Ganz anders ist die Lage bei Russland, Brasilien und Südafrika: Sie sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ihr Anteil am weltweiten BIP ist in den vergangenen 20 Jahren sogar gesunken.

Rasantes Wachstum in China und Indien, die anderen BRICS-Staaten fallen zurück

Chinas Wirtschaftswachstum hatte global weitreichende Folgen für den Handel, Investitionen und Lieferketten. Die Produktionskapazitäten des Landes und sein riesiger Verbrauchermarkt haben es an die Spitze der Weltwirtschaft katapultiert. Indien hinkt – vorläufig – noch ein paar Schritte hinterher. Aufgrund seiner riesigen Bevölkerung und seiner florierenden Technologiebranche ist es aber gut aufgestellt und könnte schon bald die zweite wirtschaftliche Supermacht des Blocks werden.

Das Ziel der BRICS-Staaten ist klar: Sie hoffen, dass mit ihrem höheren wirtschaftlichen Gewicht auch ihr politisches wächst. Tatsächlich weichen ihre Prioritäten von der Politik der G7 ab. Das zeigten überdeutlich die unterschiedlichen Reaktionen auf Russlands völkerrechtswidrige Invasion in der Ukraine. Während die G7 den Angriff verurteilte und strenge Sanktionen gegen Russland verhängte, hat keines der BRICS-Mitglieder das Vorgehen Russlands verurteilt oder sich den Sanktionen angeschlossen.

Allerdings haben die übrigen BRICS-Staaten Russlands Politik auch nicht vorbehaltlos unterstützt. Indiens wachsende Stärke führt auch zu mehr Unabhängigkeit von Moskau. Noch vor wenigen Jahren hat Indien seine Außenpolitik stärker an Russland ausgerichtet.