Grünwidl wurde am 31. Jänner 1963 im niederösterreichischen Hollabrunn geboren und wuchs in Wullersdorf auf. Nach der Matura trat er ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Universität Wien sowie Konzertfach Orgel an der Musikuniversität Wien. Nach der Priesterweihe 1988 war Grünwidl Kaplan bzw. Kurat in Pfarrgemeinden in Wien-Leopoldstadt und Wiener Neustadt sowie ab 1993 Diözesanjugendseelsorger der Erzdiözese Wien. Von 1995 bis 1998 arbeitete er als erster Sekretär des damals neu ernannten Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn.

Danach wechselte Grünwidl wieder in die Pfarrseelsorge. Von 1998 bis 2014 war er Pfarrer in Kirchberg am Wechsel, Feistritz, St. Corona und Trattenbach im südlichen Niederösterreich, anschließend bis 2023 Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf bei Wien. Über mehrere Jahre hinweg wirkte er parallel auch als Dechant. Von 2016 bis 2023 war er zudem geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Priesterrats.

Seit Anfang 2025 bereits Apostolischer Administrator

Anfang 2023 ernannte Kardinal Schönborn Josef Grünwidl zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd der Erzdiözese Wien. Das Vikariat ist eine der drei territorialen Verwaltungseinheiten der Erzdiözese, in der mehr als eine Million Katholiken leben und die neben der Stadt Wien auch das östliche Niederösterreich umfasst.

Mit der Bestellung zum Apostolischen Administrator kam Grünwidl zu Jahresbeginn 2025 bereits übergangsmäßig an die Diözesanspitze. In dieser Rolle profilierte er sich als seelsorgeorientierter und kommunikativer Leiter. Er befürwortet eine freie Diskussion zu Themen wie Zölibat, Frauenämter oder Synodalität, äußerte sich dabei jedoch zurückhaltend. Als Administrator nahm er mehrere Frauen ins diözesane Leitungsteam auf.

Grünwidl ist in der kirchlichen Basis verankert, pastoral erfahren und ein dialogbereiter Zuhörer. Er selbst versteht seine Aufgabe vor allem spirituell. Kirche brauche weniger Strukturdebatten, sondern mehr geistliche Tiefe, erklärte er mehrfach. In seiner ersten Stellungnahme zur Ernennung betonte er, Gott wolle ihn “nicht perfekt, sondern verfügbar”.