Die Gegenoffensive der Ukraine ist in eine neue Phase eingetreten. Das berichtet die „New York Times“. Die Zeitung beruft sich dabei auf ukrainische Beamte und zwei anonyme Quellen im US-Verteidigungsministerium. Die „Hauptstoßrichtung“ der nun laufenden Gegenoffensive liegt demnach im Südosten. Tausende von im Westen ausgebildeten Verstärkungskräften, die bisher in Reserve gehalten wurden, kommen nun erstmals zum Einsatz.

Durchbruch südlich von Orichiw

Anonymen Informanten im Pentagon zufolge soll nun ein günstiger Moment für den Angriff sein, weil die russische Armee zurzeit durch personelle Streitigkeiten abgelenkt sei. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in der abendlichen Anspreche am Mittwoch bereits von „sehr guten Ergebnissen“, womit er anscheinend Vorstöße rund um das Dorf Robotyne südlich von Orichiw meinte. Dort soll den ukrainischen Truppen nun ein Durchbruch gelungen sein.

Das berichtet die US-Denkfabrik „Institute fort he Study of War“ (ISW), auch Kreml-Beauftragte in den besetzten Gebieten, sowie das russische Verteidigungsministerium und prominente Militärblogger bestätigten die Berichte. Zurzeit sollen ständige Angriffe entlang der südlichen Front stattfinden. Die westlich ausgebildeten Truppen sollen mit Leopard-Panzern und Bradley-Kampfwagen ausgerüstet sein.

Harte Kämpfe erwartet

Auf Aufnahmen sind die ukrainischen Streitkräfte nur noch 2,5 Kilometer von Robotyne entfernt. Dem ISW zufolge stehen den Ukrainern noch sehr langwierige, harte Kämpfe bevor, um wirklich entscheidendes Gebiet zu erobern. Die russische Abwehr sei gut aufgestellt. Mit raschen ukrainischen Gewinnen wird nicht gerechnet.

Ein Vorstoß auf der Route zwischen Saporischschja und Berdjansk wäre für die Ukraine allerdings von immenser Bedeutung, da sie so die russischen Nachschublinien von der Krim über Mariupol in den Donbass abschneiden könnten.

Schwere russische Angriffe im Westen

Unterdessen hat Russland den Westen der Ukraine mit einer neuen Angriffswelle überzogen. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, sagte am Mittwoch im Fernsehen, dass Raketen in das Gebiet Chmelnyzkyj geflogen seien, wo sich auch ein Militärflughafen befindet. Bis zum Abend wurden den Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge insgesamt 36 Marschflugkörper abgefangen – darunter auch Geschosse über den Gebieten Kiew, Charkiw und Dnipro.

Ziel der Angriffe sollen ukrainischen militärnahen Quellen zufolge Su-24-Kampfbomber auf dem Militärflughafen Starokostjantyniw gewesen sein. Die ukrainische Luftwaffe hatte mit Su-24 in den vergangenen Tagen mehrere erfolgreiche Luftschläge mit Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow auf russische Munitionslager auf der seit 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim durchgeführt.