Die Sonnenbrille ins Haar geschoben, gestikuliert der junge Mann im dunklen Muskelshirt mit hebräischer Aufschrift in Richtung seines Gegenübers: “Wo Araber sind, da sind auch Terrorattacken”, stößt er hervor und versichert: “Ich bin kein Rassist, mein Gärtner ist Araber.” Drei Minuten lang geht die Tirade, während der Mann im weißen T-Shirt scheinbar stoisch zuhört, bis zu den Worten: “Ihr Araber seid Feinde für mich. Wir teilen dieses Land, aber der Hass hört niemals auf.”

Auch der andere hat einiges zu sagen: “Lass uns Klartext reden. Ihr Juden habt vergessen, was es heißt, in der Minderheit zu sein.” Er sei ein Bürger zweiter Klasse, werde als Feind, als mögliches Sicherheitsrisiko gesehen. “Ich vergesse nie, wer ich bin. Ich unterstütze keinen Terror, ich bin gegen Gewalt – aber 70 Jahre Besatzung, natürlich gibt es Widerstand.”

Rap-Duell erhält viel Zuspruch in den Sozialen Netzwerken

Vorwürfe, Stereotype, Vorurteile – mit ihrem Rap-Song “Let’s talk straight” haben der in Tel Aviv lebende jüdische Israeli Uriya Rosenman und der aus Ramla stammende arabische Israeli Sameh “Saz” Zakout auf sozialen Medien einen Hit gelandet. Allein auf YouTube hat der Song fast 140.000 Klicks und viel Zuspruch. Am Ende der wechselseitigen Anschuldigungen steht die Einsicht: “Wir beide haben kein anderes Land. Das ist, wo der Wandel beginnt.”

Veröffentlicht wurde der Song nur wenige Tage nach dem Ende der gegenseitigen Raketenbeschüsse zwischen Gaza und Israel im Mai. Kurz zuvor hatten Mobs jüdischer und arabischer Israelis Gruppen der jeweils anderen Seite gewaltsam attackiert. Es hatte Tote und Verletzte gegeben. Mit ihrem Lied trafen die beiden Künstler einen Nerv.

140.000 Klicks für gerappten Nahostkonflikt

Arabische Israelis stellen ein Fünftel der israelischen Bevölkerung von 9,4 Millionen Menschen. Die Besatzung palästinensischer Gebiete seit 1967 durch Israel ist ein wunder Punkt, das Gefühl vieler arabischer Israelis, Bürger zweiter Klasse zu sein, ein anderer. Umgekehrt fragen sich viele jüdische Israelis, wie es auch in dem Lied thematisiert wird, ob sie angesichts von Terroranschlägen in der Vergangenheit den arabischen Mitbürgern wirklich trauen können.

Anfang einer neuen sozialen Bewegung?

Am Ende des Videos sitzen die beiden Männer einander stumm gegenüber, teilen Pita-Brot und Hummus. Im echten Leben verbreiten sie ihre Message, gehen an Schulen, besuchen jüdische und arabische Gruppen. “Wir versuchen, ein bisschen Zweifel zu säen und eine offene Haltung zu schaffen”, sagt Rosenman. Lösungen für den Nahost-Konflikt hätten auch sie nicht – doch sie hoffen, am Anfang einer neuen sozialen Bewegung zu stehen. (apa/red)