Die Konsumentenschutz-Sendung „ORF konkret“ berichtete am Montag über alarmierende Testergebnisse aus Deutschland. Demnach waren rund 80 Prozent der untersuchten Honigproben aus deutschen Supermärkten gefälscht. In vielen Fällen wurde der Honig mit speziellem Zuckersirup gestreckt. Dies ergaben DNA-Analysen, die vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund sowie dem Europäischen Berufsimkerbund (EPBA) veranlasst wurden.

Gefälschter Honig auch in Österreich möglich

Die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ fordert nun Konsumentenschutzminister Johannes Rauch auf, die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) anzuweisen, umgehend Tests durchzuführen. Da zahlreiche große Honigimporteure und -abfüller sowohl in Deutschland als auch in Österreich aktiv sind, bestehe ein hohes Risiko, dass auch gefälschter Honig in den Regalen österreichischer Supermärkte zu finden sei, mahnt „Greenpeace“. Zudem sollen Supermärkte und große Honigabfüller aktiv zur schnellen Klärung beitragen, indem sie Proben von Produkten aus ihren Lagern und Regalen entnehmen.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).APA/EVA MANHART

„Imkersterber“

Laut dem Deutschen Imkerbund wird der europäische Markt seit geraumer Zeit mit Billighonigen überflutet, insbesondere seit die USA ihre Grenzen für diese Importe geschlossen haben. Dies hat erhebliche Auswirkungen. „Viele Erwerbsimker in Europa verdienen nichts mehr. In manchen Ländern haben Dreiviertel der Erwerbsimker bereits aufgehört“, beklagt der Vizepräsident des Deutschen Imkerbundes, Bernhard Heuvel, gegenüber dem „Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt“. Die EU hat Anfang 2024 neue Richtlinien zur Herkunftskennzeichnung von Honig beschlossen. Allerdings haben die Mitgliedstaaten bis zu 18 Monate Zeit, um diese Vorgaben in nationales Recht umzusetzen.

Spezielle DNA-Analyse

Das Problem liegt darin, dass Honigfälschungen äußerst schwer zu erkennen sind. Die Fälschungen sind mittlerweile so gut geworden, dass sie den standardisierten Test in der EU bestehen können, bestätigt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte von „Greenpeace“, gegenüber dem „ORF“. Zudem entwickeln die Fälscher ständig neue Techniken, um gängige Tests zu umgehen. Die üblichen Untersuchungen wie NMR, IRMS und LC/MS ergaben laut Angaben des Deutschen Imkerbundes bei den Proben – darunter günstige, teurere und Biohonige – keine Auffälligkeiten im Zuckerprofil. Aus diesem Grund haben der deutsche und der europäische Berufsimkerverband die Honigproben aus den Regalen der deutschen Supermärkte in ein modernes Labor in Estland geschickt, wo sie einer DNA-Analyse unterzogen wurden. So konnten die Fälschungen aufgedeckt werden.

Der europäische Markt seit geraumer Zeit mit Billighonigen überflutet und viele Erwerbsimker sind gezwungen aufzuhören.GETTYIMAGES/Nikola Stojadinovic

Ist auch in Österreich gefälschter Honig am Markt?

In Österreich hat der „ORF“ kürzlich ähnliche Untersuchungen mit Honigproben aus den Regalen österreichischer Supermärkte durchführen lassen, deren „schockierende Erkenntnisse“ aus juristischen Gründen noch unter Verschluss sind. „Wenn sich die skandalösen deutschen Testergebnisse auch für Österreich bewahrheiten, dann sprechen wir von einer der größten Konsumenten-Täuschungen seit vielen Jahren. Wir alle haben vielleicht bereits Honig zuhause, der ohne unser Wissen mit Zuckersirup gepanscht wurde”, zeigt sich Theissing-Matei alarmiert.