Im Nordwesten von Syrien haben Regierungstruppen der dschihadistischen Hayat Tahrir al-Sham (HTS) im Nordwesten des Landes zahlreiche Alawiten massakriert und exekutiert. Das berichten regionale Medien übereinstimmend. Allein am Donnerstagabend wurden laut Reuters mehr als 90 Menschen getötet. Seither gehen die Kampfhandlungen, Plünderungen und Morde weiter, manche Quellen berichten von bis zu 1000 Toten. Dutzende weitere Menschen wurden bei den heftigen Kämpfen verletzt. Es handelt sich um die schwersten Gefechte in Syrien seit der Absetzung Assads durch Rebellen.

Auslöser der Gewalt soll ein „gut geplanter und vorsätzlicher Angriff“ auf Regierungstruppen gewesen sein. Der Nordwesten Syriens und die Provinz Latakia gilt als Hochburg des ehemaligen Machthabers Baschar Al-Assad, in der viele Alawiten und religiöse Minderheiten leben. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete Vergeltungsangriffe der Regierungskräfte in der Küstenstadt Jableh sowie in umliegenden Dörfern der Provinz Latakia. Daraufhin wurden HTS-Milizen mobilisiert, die nun die Widersacher ermorden. Die Gewalt gilt vor allem der Gruppierung der Alawiten, der auch Baschar Al-Assad angehörte, aber auch Christen oder Drusen seien betroffen, heißt es.

Videos von Erschießungen in den sozialen Medien

Videos in sozialen Medien zeigen brutale Erschießungen und Exekutionskommandos. Auf einem Video wird ein Mann in auf eine Grünfläche gezerrt und dort mit dutzenden Schüssen getötet. Auf einem anderen Video ist zu sehen, wie zahlreiche Bewohner Latakias auf kniend aneinander gepfercht und wie Hunde durch die Straßen gescheucht werden. Auf einigen dieser Aufnahmen sind Dutzende blutüberströmte Leichen zu sehen, teilweise mit gefesselten Händen. Immer wieder berufen sich die Mörder auf Allah und rufen etwa „Allahu Akbar“.

Das Regime von Abu Mohammad al-Julani, der sich nun Ahmed al-Sharaa nennt, übernahm im Dezember 2024 die Herrschaft von der Assad-Dynastie nach über 50 Jahren an der Macht. Die Machtübernahme wurde von zahlreichen Jubelbildern in europäischen Großstädten begleitet. Während einige europäische Länder Gesprächsbereitschaft signalisieren, bleiben Großbritannien und die USA zurückhaltend – nicht zuletzt, weil HTS aufgrund früherer Verbindungen zu al-Qaida und ISIS weiterhin als Terrororganisation gilt.

Dabei gab es zahlreiche Gründe, Al-Julani und HTS kritisch gegenüberzutreten. Die ideologischen Vorläufer der Organisation sind die Terrororganisation Al-Qaeda und Al-Nusra. Unter den Kämpfern, die durch Syrien zogen und Assad stürzten, waren aber auch Dschihadisten aus dem Ausland, die zuvor bei ISIS mordeten. In Provinzen, in denen HTS schon kurzzeitig zumindest regionale Macht innehatte, war es zudem zu einer Scharia-Rechtsprechung, Vertreibung und Konversionen und schwerer Gewalt gegen religiöse Minderheiten gekommen.

Relativierung und Beschwichtigung, wohin das Auge reicht

Bemerkenswert: Die deutsche Regierung zeigte sich gegenüber den Islamisten auffällig konziliant. So reiste Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Anfang Januar, schon wenige Wochen nach dem Umsturz, nach Syrien, um mit dem neuen Machthaber zu sprechen. Während Baerbock Assad zum einen harsch sanktionierte und immer wieder kritisierte, war ihr Ton gegenüber Al-Julani versöhnlich. So gratulierte sie auch den Syrern zum Machtwechsel, obwohl von Beginn an klar war, dass in ihren Reihen zahlreiche Hardliner sind.

„Bei aller Skepsis dürfen wir die Chance nicht verstreichen lassen“, so Baerbock damals. Sie hob zudem hervor, dass die Gruppe sich von ihren dschihadistischen Ursprüngen distanziere und zivile Strukturen in Idlib aufgebaut habe.

Während Islamisten die Macht übernehmen, zeigt sich Baerbock gesprächsbereit gegenüber den neuen Machthabern.IMAGO/IMAGO / ABACAPRESS

Auf Baerbock folgte Entwicklungsministerin Svenja Schulz, die sich ebenfalls im Januar mit syrischen Vertretern trag und Hilfsprojekte im Wert von 60 Millionen Euro ankündigte. Kritiker verwiesen darauf, dass die Finanzierung über UN-Organisationen hinweg unzureichend ist und in islamistische Strukturen fließe. Unter anderem sicherte Schulze zu, Investitionen in das syrische Gesundheitssystem zu tätigen. Auch UN-Generalsekretär, António Guterres, reiste nach Damaskus, um die neuen Machthaber zu beglückwünschen.

Auch Medien überboten sich in Beschwichtigungen. Tagesschau und Zeit etwa schrieben mehrfach von „moderaten Rebellen“ und „milden Islamisten“. Die Nahost-Kommentatorin Kristin Helberg, gern gesehener Gast bei ARD und ZDF, schrieb: „Was sollte der Westen in Syrien tun? Nicht im eigenen Interesse einmischen und bevormunden, sondern die Syrer:innen begleiten und unterstützen, wenn sie ihre Zukunft gestalten.“ Als es zu Demonstrationen in Berlin, Dortmund, Essen kam, verwiesen Medien auf jubelnde Syrer – und betonten, dass man sich für die Flüchtlinge freuen müsse.

Nun zeigt sich: Sowohl Politik als auch Medien lobten, relativierten und kooperierten mit mordenden Islamisten, die nicht davor zurückschrecken, gegen religiöse Minderheiten vorzugehen – und diese umzubringen…

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.

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Kommentare

  • mb sagt:

    Zwei Freunde von mir ein christlicher und ein kurdischer Syrer waren total geschockt als Assad gestürzt wurde. Sie sagten jetzt wird es extrem gefährlich für ihre Familien in Syrien . Das wussten auch alle Regierungen und haben nichts getan ich verachte sie alle .

  • Regina sagt:

    Ich schäme mich, Europäer zu sein. Wie konnte das alles passieren? Von der Idee eines friedlichen Zusammenlebens ohne Zölle und mehr Zusammenhalt ist dieses Europa zu einem Kriegsgeilen Haufen geworden. Diese Politiker gehören vor Gericht.

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  • Gültig „für“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Es ist entsezlich, das sich dass abspielt in Österreich. Terorr wohin mein Auge schaut! Niergendwo und nimand ist sicher. Und dass alles haben uns die Politiker eingebrokt

    BS : Hier werden verstärkt einige Profilnamen, in böswilliger Absicht, dazu missbraucht um Facke-News, Diskreditierungen und Beleidigungen zu verbreiten.

    Achten Sie auf die korrekte Schreibweise der Profilnamen. Der Felscher baut immer wieder kleine unscheinbare Fehler ein. Der Komentarinhalt steht oft im Widerspruch zum Profilnamen. Mittlerweile wird sogar diese Warnmeldung kopoliertiert und manipuliert.

    Der Fälscher zielt darauf ab die Kommentarfunktion von Exxpress zu stören·

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  • DoPro sagt:

    In dem Bericht ist hervorragen heraus gearbeitet welch geistige Kinder die genannten Politiker und die EU sind.

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  • conciliateur sagt:

    Es enspricht einer gewisssen Naivität, speziell der europäische Politiker, anzunehmen, dass mit dem Sturz Assads alles erledigt sei. Fakt ist, dass es sich bei dieser HTS um einen Ableger der Al -Kaida handelt, eingeschworen auch auf dessen Methoden, im Hass auf alles was nicht islamisch- sunnitsch ist, ebenfalls gesponsert von Kräften aus der Golf- Region und zumindest passiv unterstützt durch die Türkei, die im HTS – Regime einen natürlichen Feind der Kurden sieht. Diese Situation führt dazu, dass die USA und der Iran, natürlich jeder für sich, die Kurden unterstützen, was wieder zu Spannungen zwischen IRAN und der Türkei führt. Auch Israel sieht in der HTS das kleinere Übel gegenüber Assad, der ja vom Iran und der Hisbollah unterstütt wurde. Allerdings könnte man sich damit auch irren, denn durch die HTS erhält die Al- Kaida, die l e g a l e Herrschaft über eine Land zugesprochen und zumindest vom Westen , wohlwollend, aufgenommenen wird, ein Faktum, was die bekannte und jahrelang schon wirkende Al- Kaida noch nicht gehabt hat ! Obgleich die HTS militärisch nicht mit der Taliban vergleichbar, ( nicht zuletzt durch das Zurücklassen von Waffen in Afghanistan im Wert von 7 Milliarden Dollar ) so ist sie trotzdem vielleicht sogar gefährlicher, weil sie es als Aufgabe sieht, weltweit die Vorstellungen der Al- Kaida, durchzusetzen, die Taliban hingegen ist örtlich begrenzt, es ist daherauch kein Terroranschlag durch die Taliban in Europa bekannt. Die Lage im Nahen- und Mittleren Osten, ist einem Endlos -Kartenspiel ähnlich, wo nach einem periodisch folgenden ” Mischen ” der Karten, auch wieder neue Situationen sich ergeben PS : Man kann nur hoffen, dass die Al- Kaida nicht wieder das seinerzeitige Super – Blatt in die Hand bekommt.

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  • Lars Vegas sagt:

    Die naive Idiotenpolitik der letzten 35 Jahre hat uns genau die Probleme bereitet,an denen unsere Gesellschaft zu Grunde gehen wird!….

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  • SchallundRauch sagt:

    Jaja, die armen muslimischen Flüchtlinge mussten wir aufnehmen, der Menschenrechte wegen.
    Wenn Christen verfolgt und ermordet werden, gezielt und auf Grund ihrer Religion, wo sind dann Caritas und andere NGO’s?
    Wieso schickt die Deutsche Bundesregierung nicht dort Flugzeuge hin und holt diese Menschen nach Deutschland?

    Und bitte keiner soll so überrascht tun, das hatten wir alles schon mal im Irak. Und es ist noch gar nicht so lange her!

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  • Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Womöglich war die Politik von Assad doch nicht so schlecht, sondern eine Notwendigkeit gewisse Kräfte im Zaum zu halten.

    Nun sind diese Kräfte frei geworden.

    Und weil es die Linken so richtig nervt, möchte ich hier an der Stelle noch ausdrücklich ein Statement abgeben:

    » » Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! « «

    Mit Freundlichen Grüßen, das Original.

    —–

    »»»Achtung«««

    Hier werden verstärkt einige Profilnamen, in böswilliger Absicht, dazu missbraucht um Fake-News, Diskreditierungen und Beleidigungen zu verbreiten.

    Achten Sie auf die korrekte Schreibweise der Profilnamen. Der Fälscher baut immer wieder kleine unscheinbare Fehler ein. Der Kommentarinhalt steht oft im Widerspruch zum Profilnamen. Mittlerweile wird sogar diese Warnmeldung kopiert und manipuliert.

    Der Fälscher zielt darauf ab mit allen Mitteln die Kommentarfunktion von Exxpress zu stören·

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  • widerliche Doppelmoral sagt:

    Und Deutschland hat im Dezember 2024 nach dem Sturz der säkularen Assad-Regierung (unter deren Schutz die religiösen Minderheiten standen), dank Frau “feministische Außenpolitik” Baerbock, Hilfszahlungen in Höhe von 60 Mio Euro gestartet.

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  • Andreas sagt:

    Da dürft ihr euch aber auch schuldig fühlen lieber Express. Als ich damals als die HTS die Macht übernahm darauf hingewiesen habe das es Mörder und Terroristen sind. Und es ein Wahnsinn ist das unsere Politiker denen die Hand und Millionen Euro reichen. Wurde das eiskalt gelöscht.

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    1. 8,8 sagt:

      wen interessiert schon die wahrheit, man beisst nicht die hand, die einen füttert…..

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