Beim US-Sender CNN versucht der Journalist Scott Jennings zu erklären, weshalb Donald Trump die Wahl gewonnen hat. Das Video geht in den sozialen Medien viral. In diesem Moment ist es das wichtigste Politik-Video der Welt, man muss es gesehen und gehört haben. Es handelt von normalen, arbeitenden Amerikanern, die mit ihrer Wahl zum Ausdruck brachten: „We’ve had enough.“ – „Wir haben genug.“

„Diese Wahl ist ein Auftrag“, beginnt Scott Jennings, da Trump „zum ersten Mal seit 2004 den National Popular Vote gewonnen hat“. Er konnte also die Mehrheit der Wählerstimmen auf sich vereinen. Eigentlich funktioniert das amerikanische Wahlsystem über Wahlmänner. Dadurch kann ein Kandidat zwar die Mehrheit des Popular Vote erreichen, also landesweit mehr Wählerstimmen als sein Kontrahent auf sich vereinen, jedoch im entscheidenden Wahlmännergremium weniger Stimmen erzielen. Trump hat nun beides gewonnen: die Mehrheit der amerikanischen Stimmen und die Mehrheit der Stimmen der Wahlmänner.

CNN-Kommentator: „Diese Wahl ist ein Auftrag“

Scott Jennings wendet sich seinen Gesprächspartnern zu: „Das hier ist groß. Es geht hier nicht einfach um die Rückkehr zum politischen Betrieb. Dies ist der Auftrag, das zu tun, was Sie eben gesagt haben: die Wirtschaft für die normalen amerikanischen Arbeiter wieder in Gang zu bringen. Das Migrationsproblem in den Griff zu bekommen. Die Kriminalität unter Kontrolle zu bringen. Das Chaos in der Welt zu reduzieren. Diese Wahl ist der Auftrag des amerikanischen Volkes, genau das zu tun.“ Über 7.000-mal wurde das Video bislang auf X geteilt, über 32.000-mal geliket, 3,1 Millionen-mal wurde es X-Nutzern angezeigt.

Die geografische Distanz zwischen Deutschland und Amerika beträgt rund 7.800 Kilometer. Die politische Distanz ist hingegen ein Katzensprung. Denn überall in der westlichen Welt steht heute ein urbaner, abgehobener Politikstil den elementaren Interessen und Bedürfnissen normaler, arbeitender Menschen gegenüber. Die Probleme normaler Amerikaner sind in vielerlei Hinsicht die Probleme normaler Deutscher.

Scott Jennings: „Ich werte die Ergebnisse heute Abend als die Rache eines ganz normalen alten amerikanischen Arbeiters. Des anonymen Amerikaners, der niedergemacht, beleidigt und mit Herablassung behandelt wurde. Diese Menschen sind kein Abfall, keine Nazis.“ Joe Biden hatte die Wähler Trumps – mehr als die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung – als „Abfall“ beleidigt. Zudem wurde Trump immer wieder als „Faschist“ beschimpft – und damit auch seine Wähler.

Einschüchterungsversuch: „Nazikeule“

Die Einschüchterungsmethode der Nazikeule gibt es in den USA genau wie in Deutschland. Der Hitler-Vergleich ist ihre gröbste Variante, doch sie findet auch subtiler Verwendung, nämlich immer dann, wenn die Interessen der Menschen des Landes als „nationalistisch“ geschmäht werden. Doch natürlich gibt es zuhauf Beispiele für Beschimpfungen, die alles andere als subtil sind: Menschen wurden als „Pack“ (Sigmar Gabriel, SPD) oder „Covidioten“ (Saskia Esken, SPD) beschimpft, als „Blinddarm der Gesellschaft“ (Sarah Bosetti, ZDF). Die damit beleidigten Ungeimpften umfassten 20 Millionen Menschen. Sie sind nicht „überflüssig“, sondern gleichberechtigter Teil der Gesellschaft.

Trump-Hitler-Vergleiche in den USA.IMAGO/ZUMA Press Wire

Unvergessen bleibt auch der Begriff „Dunkeldeutschland“ (Joachim Gauck), womit der ehemalige Bundespräsident Kritiker der Migrationspolitik meinte: „Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt gegenüber dem Dunkeldeutschland“, sagte Gauck damals, als er eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin besuchte. Politik und Medien beschimpfen die Menschen, weil sie es wagen, nachweislich mehrheitlich gegen die Migrationspolitik zu sein.

Menschen, die sich „gerade so über Wasser halten können“

Diese beschimpfte Mehrheit gibt es auch in den USA. Jennings beschreibt, um wen es sich dabei in Wahrheit handelt: „Diese Wähler sind ganz normale Menschen, die jeden Tag aufstehen und zur Arbeit gehen, und versuchen, ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Diese Menschen haben das Gefühl, dass man ihnen befiehlt, doch einfach die Klappe zu halten, wenn sie sich über die Dinge beschweren, die ihnen in ihrem eigenen Leben schaden. Ich habe auch das Gefühl, dass diese Wahl, über die wir an diesem Tisch gerade nachdenken, wie eine Anklage gegen den politisch-medialen Komplex ist.“

Dann spricht er seine Medien-Kollegen direkt an: „Woche für Woche“, „Nacht für Nacht“ säßen sie in letzter Zeit zusammen und hörten Geschichten über die Wahl: „Storys, die einfach nicht stimmten. Puerto Rico sollte die Wahl verändern, die Wähler Nikki Haleys, Geschichten über Frauen, die ihre Ehemänner anlügen. (…) Man erzählte uns, dass das ganze Gedöns Kamala Harris irgendwie zum Sieg verhelfen würde. Dabei waren wir blind gegenüber elementarsten Dingen: der Inflation, das Gefühl der Menschen, sich gerade so noch über Wasser halten können. Das waren die entscheidenden Dinge der Wahl.“

Das Fazit des politischen Kommentators: „Beide Parteien sollten immer die Ergebnisse einer Wahl betrachten und herausfinden, was richtig und was falsch gelaufen ist. Aber ich denke, dass wir alle, die wir über Wahlen berichten und dies tagtäglich tun, herausfinden müssen, wie wir die Hälfte des Landes verstehen, mit ihr reden und ihr zuhören können, die heute Abend aufgestanden ist und gesagt hat: Wir haben genug.“

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NIUS erschienen.