Am Wochenende wurde die Krippe, die von den Künstlern Johny Andonia und Faten Nastas Mitwasi aus Bethlehem gestaltet wurde, eingeweiht – in Anwesenheit von Vertretern der palästinensischen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Da im Vatikan nichts ohne beabsichtigte Symbolik geschieht, darf dieser Vorfall durchaus im Sinne einer Solidaritätserklärung mit den Palästinensern gewertet werden.

Außerdem wurde Papst Franziskus eine „Stern von Bethlehem“-Tafel, präsentiert, auf der in arabischer und lateinischer Sprache zu lesen ist: „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Friede und Wohlwollen unter den Menschen“. Ramzi Khouri vom Exekutivkomitee der PLO richtete warme Grüße von „Palästinenserpräsident“ Mahmoud Abbas aus und drückte seine „tiefe Dankbarkeit für die unerschütterliche Unterstützung des Papstes für die palästinensische Sache und seine unermüdlichen Bemühungen um die Beendigung des Krieges gegen Gaza und die Förderung der Gerechtigkeit aus“.

Ein Herz für Palästina, für Israel Kritik

Die Geburt des Christentums wird hier gleichgesetzt mit dem palästinensischen „Befreiungskampf“, ein Bezug zu den aktuellen Ereignissen in Israel und dem Gazastreifen hergestellt. Politisch hat der Heilige Stuhl nie einen Zweifel daran gelassen, dass er mit dem jüdischen Staat fremdelt. Schon 1982 empfing Papst Johannes Paul II. den damaligen Palästinenserführer und Terrorfürsten Jassir Arafat im Vatikan. 2015 erkannte der Heilige Stuhl Palästina offiziell als Staat an. 

Die Militäroffensive gegen die terroristische Hamas im Gazastreifen hat Papst Franziskus im Oktober, ein Jahr nach dem beispiellosen Überfall der Palästinenser auf Ortschaften in Israel mit mehr als 1.200 Ermordeten, als „unmenschlich“ gegeißelt. Kürzlich sprach sich der Pontifex Maximus, der in wenigen Tagen 88 Jahre alt wird, für eine Untersuchung des von Südafrika erhobenen Vorwurfs gegen Israel aus, das Land begehe mit seiner Kriegführung im Gazastreifen einen „Völkermord“. In einem Buch erklärte er, „manchen Experten zufolge“ habe das, was in Gaza geschieht, „die Merkmale eines Genozids“.

Papst FranziskusGETTYIMAGES/Franco Origlia

Dass Jesus in Judäa als Kind von Miriam und Joseph geboren wurde, den Namen Jeshua Bar Yosef trug, jüdisch war und blieb und auch als solcher starb, ist sicher. Die lateinische Abkürzung INRI auf dem Kruzifix steht für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum (Jesus von Nazareth, König der Juden). Erst im Jahr 136, also hundert Jahre nach dem Kreuzestod Jesu, benannten die römischen Besatzer ihre Provinz Judäa in „Palästina“ um. Und erst fünfhundert Jahre später begründete Mohammed den Islam.

Jesu, der „erste muslimische Schahid“?

Dennoch behauptet die palästinensische Propaganda, die jede historische Beziehung der Juden zum Land Israel leugnet, um die Existenzberechtigung des jüdischen Staates zu verneinen, Jesus sei der „erste Palästinenser“ gewesen. Mitunter wird Jesus als „Schahid“, als muslimischer Märtyrer, dargestellt und mit Terroristen, den Helden der Palästinenser, gleichgesetzt.

Die palästinensische Regierungszeitung Al-Hayat-Al Jedida erklärte Jesus einst zum „ersten muslimischen Schahid“ und erfand sogar eine neue Dreifaltigkeit – mit Jesus als Palästinenser, Jassir Arafat als sich selbst opfernder Palästinenser und schließlich Mahmoud Abbas als Botschafter des Friedens auf Erden. Das Jesuskind in der Weihnachtskrippe in eine palästinensische Keffiyeh zu legen, ist lächerlich, ahistorisch und eine Beleidigung für das Christentum, das der Papst symbolisiert.

Die Verdrängung von Christen aus den palästinensischen Autonomiegebieten scheint für den als Jorge Bergoglio in Argentinien geborenen Papst Franziskus kein Thema zu sein. Zwar sicherte er kurz nach Beginn des von der Hamas vom Zaun gebrochenen Krieges im Oktober 2023 den im Gazastreifen lebenden etwa 140 Katholiken und 900 Christen anderer Konfessionen seine Hilfe zu, doch insbesondere Bethlehem ist, wie die Verfolgung von Christen im islamischen Raum, eher kein Thema für den Vatikan.

Ein Tuch als antiisraelisches Statement

Als die – dem Neuen Testament zufolge – Geburtsstadt Jesu 1995 unter die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gestellt wurde, waren noch 80 Prozent der Bewohner Christen, heute ist es nicht einmal jeder fünfte. Der einzige christliche Fernsehsender wurde 2010 von der Autonomiebehörde geschlossen, durfte aber später wieder in Betrieb gehen. Die Machtübernahme der PLO und die Islamisierung treiben die Christen nach und nach aus der Stadt.

Vor ein paar Jahren förderte eine Umfrage zutage, dass 77 Prozent der Christen in der Westbank meinten, die Präsenz fundamentalistischer Salafisten beunruhige sie, 69 Prozent waren besorgt über Milizen wie die Hamas und 67 Prozent über die mögliche Einführung des Scharia-Rechts. Etwa 43 Prozent glauben, die Muslime wollten keine Christen im Land.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Bild von Papst Franziskus vor der Krippe mit dem Jesuskind auf der palästinensischen Keffiyeh noch verstörender, als es ohnehin schon ist. Und schließlich steht das Tuch mit dem schwarz-weißen Würfelmuster auch symbolisch für den antijüdischen „Befreiungskampf“, vulgo Terror gegen Israel. Auch Greta Thunberg, die sich derzeit auf zahlreichen Pro-Hamas-Demonstrationen zeigt, trägt gern eine Keffiyeh.

Aber die war ja auch schon bei Papst Franziskus zu Gast.

Dieser Beitrag ist ursprünglich bei unserem Partner-Portal Nius erschienen.