
Erst Mammut, dann T-Rex? Genforscher wollen den Jurassic Park Realität werden lassen
Sechs Filme, eine Warnung: Dino-Experimente enden im Chaos. Dennoch haben US-Forscher den längst ausgestorbenen Dire Wolf zurückgeholt. Der erste wiederbelebte T-Rex ist nur eine Frage der Zeit.
Schon vor einigen Wochen sorgte Colossal Biosciences für Schlagzeilen, nachdem es der Firma gelungen war, Wollhaar-Mäuse mit mammutähnlicher Behaarung zu züchten. Die Mäuse mit Zottelfell sollen ein Schritt zur Erschaffung eines möglichst mammutähnlichen Elefanten sein. Bis Ende 2028, so der Plan des Biotech-Start-ups, sollen die ersten Mammut-Kälber zur Welt kommen.
Um zu verstehen, wie der De-Extinktionsprozess von Colossal funktioniert, sagt Ben Lamm, CEO und Mitbegründer von Colossal, man könne ihn sich als „umgekehrten Jurassic Park“ vorstellen. In Steven Spielbergs Filmklassiker von 1993 bringen Wissenschaftler Dinosaurier zurück, indem sie alte, in Bernstein eingefrorene DNA bergen und dann mit Genen von Fröschen die Löcher in der Dino-DNA flicken. Doch im Gegensatz zu diesen fiktiven Wissenschaftlern arbeiten die Forscher von Colossal Biosciences tatsächlich rückwärts.
Kommt 2028 das erste Wollmammut?
„Wir nehmen nicht die Mammut-DNA und stopfen die Löcher, sondern wir versuchen, die verlorenen Gene von Mammuts in Asiatische Elefanten einzubauen“, so Lamm.
Asiatische Elefanten sind enger mit Wollmammuts verwandt als Afrikanische Elefanten. Sie teilen 95 Prozent ihres genetischen Codes mit den ausgestorbenen Giganten. Die Forscher identifizierten „Zielgene“, die im Wesentlichen darüber entscheiden, ob ein Organismus ein Elefant oder ein Mammut wird. So können sie etwa das uralte Gen, das Mammuts ihr wolliges Fell wachsen lässt, in die DNA eines Asiatischen Elefanten injizieren.
Klar, dass diese Nachricht Elon Musk, der jede kühne Idee begrüßt und generell offen für bahnbrechende wissenschaftliche Experimente ist, sofort elektrisierte: „Bitte macht ein Mini-Wollmammut als Haustier“, schrieb der Tech-Milliardär auf seiner Plattform X.
Jetzt gab Colossal Biosciences die Geburt von drei Wolfswelpen im vergangenen Herbst und Winter bekannt, bei denen DNA des aus versteinerten Überresten des „Dire Wolf“ mit dem genetischen Code eines Grauwolfs, dem nächsten lebenden Verwandten, kombiniert wurde. Ben Lamm: „Unser Team hat DNA aus einem 13.000 Jahre alten Zahn und einem 72.000 Jahre alten Schädel entnommen und daraus gesunde Grauwolfwelpen gemacht.“
Colossal verkündete stolz, „die Geschichte zu revolutionieren“. Man wolle durch die Forschung die Verpflichtung der Menschheit, die Erde wieder in einen gesünderen Zustand zu versetzen, unterstützen. Jetzt legte das Unternehmen nach: Die Wiederbelebung ausgestorbener Arten sei nun Realität: „Es ist noch nicht ‚Jurassic Park‘, aber dieser Moment markiert den Beginn einer neuen Ära der Biodiversität und der ökologischen Wiederherstellung. Der Schattenwolf ist zurück, und für Colossal ist dies erst der Anfang.“
DNA nicht komplett verändert
Elon Musk teilte das Titelbild des Time-Magazins, auf dem ein gefährlicher Wolf zu sehen ist, bei dem das Wort „Ausgestorben“ durchgestrichen und durch „Remus“ ersetzt wurde, und fügte eine popkulturelle Wendung hinzu: ein manipuliertes Bild der Welpen, die auf dem Eisernen Thron sitzen.
Bei Aenocyon dirus, so der wissenschaftliche Name des „Dire Wolf“ (zu Deutsch meist Dunkel- oder Schattenwolf), handelt es sich um einen sehr großen Hundeartigen, der vom mittleren bis oberen Pleistozän, einer Eiszeit, auf dem amerikanischen Doppelkontinent lebte und sich hauptsächlich von Pferde- und Bisonfleisch ernährte. Das Tier, etwa 25 Prozent größer als der heutige Grauwolf, der nächste Verwandte des Dire Wolfs, inspirierte schon diverse Fantasy-Autoren von den Wargen aus „Der Herr der Ringe“ bis zu „Game of Thrones“. Der dritte, im Januar geborene Dire-Wolf-Welpe erhielt deshalb den Namen Khaleesi. Zuvor waren am 1. Oktober 2024 Romulus und Remus auf die Welt gekommen.
Allerdings darf man sich die Vorgehensweise nicht nach dem Motto „Wir brauchen ein vollständiges Genom und machen daraus das Tier“ vorstellen. Vielmehr entnehmen die Wissenschaftler einem lebenden Tier Zellen, kultivieren sie und ersetzen dann einzelne Gene, deren Funktion man kennt. Man erstellte ein detailliertes Profil aller potenziellen Auswirkungen auf das „Endprodukt“, um zu vermeiden, Genvarianten einzubringen, deren Auswirkungen nicht genau bekannt waren. Tatsächlich änderte Colossal die DNA des Grauwolfs nur an 20 Stellen (bei 15 der neu eingeschnittenen Sequenzen handelt es sich um ausgestorbene Varianten) in insgesamt 14 Genen – von insgesamt 19.000.
Leihmütter für große Tiere
Laut Time lief das Ganze so ab:
„Colossal wählte einen wenig invasiven Ansatz und isolierte Zellen aus dem Blut eines Spenderwolfs. Bei den ausgewählten Zellen handelt es sich um sogenannte endotheliale Vorläuferzellen (EPCs), die die Auskleidung der Blutgefäße bilden. Die Wissenschaftler schrieben dann die 14 Schlüsselgene im Zellkern so um, dass sie mit denen des Dire Wolfs übereinstimmen; es wurde keine alte Dire-Wolf-DNA in das Genom des Grauwolfs eingespeist. Der veränderte Zellkern wurde dann in eine entkernte Eizelle übertragen.“
Das bedeutet aber auch: Weil hauptsächlich im Erbgut von Canis lupus gearbeitet wurde und man sich sogar absichtlich gegen den Einsatz Aenocyon dirus-spezifischer Sequenzen entschied, handelt es sich hier nicht wirklich um „echte“ Dire Wölfe, sondern eher um genetisch veränderte Grauwölfe. Alle drei Tiere wurden übrigens als einzige Junge einer Grauwolf-Leihmutter ausgetragen – bei einer Art, deren Würfe üblicherweise vier bis sechs Welpen umfassen. Kein Embryo wurde abgestoßen, alle Tiere kamen gesund zur Welt.
Biotechnologie für den Artenschutz
Die drei Jungtiere sind nun etwa ein halbes Jahr bzw. zwei Monate alt und leben an einem geheimen Ort – vermutlich in den Vereinigten Staaten –, auf einem gut 8 Quadratkilometer großen, gesicherten Gelände, das von einem drei Meter hohen Zaun umgeben ist und neben dem es eine Tierklinik und andere Einrichtungen für die Tierpflege gibt. Romulus und Remus tragen ein weißes Fell, sie sind größer als gleichaltrige Wölfe, haben kräftigere Schultern, einen breiteren Kopf mit voluminöseren Kiefern und größeren Zähnen. Sie werden nach modernen, zooüblichen Methoden gefüttert (Ganztierfütterung von Rindern, Pferden und Wild) und tiermedizinisch begleitet.
Zweifellos eine „wilde Sache“, wie es der Star-Podcaster Joe Rogan ausdrückte, bei dem Ben Lamm drei Stunden lang zu Gast war.
Dr. Christopher Mason, wissenschaftlicher Berater und Mitglied des Aufsichtsrats von Colossal, erklärt die Bedeutung des Experiments: „Dieselben Technologien, mit denen der gefährliche Wolf geschaffen wurde, können auch zur Rettung einer Reihe anderer gefährdeter Tiere beitragen. Dies ist ein außerordentlicher technologischer Sprung in der Gentechnik, sowohl für die Wissenschaft als auch für den Naturschutz und die Erhaltung des Lebens, und ein wunderbares Beispiel für die Macht der Biotechnologie zum Schutz von Arten, sowohl von lebenden als auch von ausgestorbenen.“
Der erste wiederbelebte T-Rex ist nur eine Frage der Zeit
2022 war vom MDR berichtet worden, Wissenschaftler des Unternehmens Sinogenehätten in China zum ersten Mal einen arktischen Wolf geklont – 26 Jahre nach Dolly, dem ersten Klonschaf, sei mit der gleichen Methode erstmals ein Polarwolf geklont worden.
Colossal ist nun ein weiterer Schritt gelungen. Das Unternehmen wird die Tiere mindestens bis nach der Geschlechtsreife pflegen und genau beobachten, möglicherweise auch mit ihnen züchten – im Fall der Wollhaarmammut-Elefanten wohl auch weiterzüchten, bis eines Tages ein fast „echter“ Mammut zu bestaunen ist. In der Colossal-Formulierung „Es ist noch nicht ‚Jurassic Park‘“ kommt es auf das „noch“ an, weniger auf das Ob, sondern auf das Wann. Wann wird der erste wiederbelebte Brontosaurus, der erste Velociraptor, der erste Tyrannosaurus Rex zu bestaunen sein?
Das Unternehmen hat jedenfalls schon weitere Projekte im Visier, etwa den Tasmanischen Tiger, das Nördliche Breitmaulnashorn und den Dodo-Vogel. Und es scheint vorsichtig genug zu sein, um nicht ohne Rücksicht auf Verluste vorzugehen. Wer heute das Aussterben von Arten, und seien es unbekannte Insekten im Amazonas-Regenwald, beklagt, sollte nicht mit dem Vorwurf kommen, hier wolle der Mensch „Gott spielen“, sondern den Fortschritt in der Biotechnologie- und Gentechnik begrüßen.
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Kommentare
Haben wir aus jurassic park nichts gelernt
Das ist einfach nur krank! T Rex zu klonen! Ihr habt echt nen Vollknall. Denkt ihr nur an Profit oder auch an uns Menschen die ihr damit in Gefahr bringt.
Ich finde es falsch. Es hat Gründe, warum Tiere aussterben.
Die sollten sich um Tiere kümmern, die heutzutage leben und nicht um welche, die vor Millionen Jahren gelebt haben.
Erstens Geht es um Tiere die zum Teil wegen den Menschen ausgerottet sind und zweitens DNA hält sich keine 65 Millionen Jahre und niemand dieser Gen Firma redet von T rex, das wird von den Schriftsteller dazugedichtet
Hurra dann können die Saurier wieder die vielen kranken menschenhirne zamknabbern
Das brauchen wir wozu?
Damit sich ein paar Leute daran aufgeilen können, mal einen lebenden Saurier zu sehen?
Geht doch einfach in einen Hühnerstall. Da könnt ihr genug „Saurier“ sehen.
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»»»Achtung««« Hier treibt ein linker Spinner sein Unwesen. Er verbreitet unter fremde Profilnamen seine Linkspropaganda und spammt mit Kommentarkopien die Kommentarfunktion voll.
Der „Linksfanatiker“ will hier die Kommentarfunktion stören.
Den Profilnamenfälscher lache ich nur noch aus. 🤣️
0× „kritischer Fehler“
Insbesonders in Russland wird schon seit über 100 Jahren geforscht. In den 20er Jahren nahm Serge Voronoff Hodentransplantationen von Affe zu Menschen vor, Ilja Iwanow befruchtete 1927 Afrikanerinnen mit Schimpansensperma und 2019 will ein gewisser Denis Rebrikow bereits Babys klonen.
Dass man die Gene eines Sauriers mit jenen eines Frosches vervollständigen könnte, wie in Jurassic Park, das ist ein völliger Unsinn. Das geht nicht.
Man braucht die Gene eines Vogels, weil die Vögel sind Nachfahren von Sauriern, nicht die Frösche.