Ferdinand Wegscheider wird 65 – Abschied von Servus TV?
Der Intendant machte Servus TV mit Sportrechten und seinem Wochenkommentar zum erfolgreichsten Privatsender Österreichs. Ob er sich nun endgültig zurückzieht ist offen. Sein viel diskutiertes Wochenformat bleibt fester Bestandteil des Senders.
Er gehört zweifelsohne zu den polarisierendsten Figuren des heimischen TV-Journalismus – und mutmaßlich ist ihm dies auch durchaus recht: Ferdinand Wegscheider, langjähriger Intendant des Privatsenders Servus TV, feiert am 2. September seinen 65. Geburtstag. Und pünktlich zum offiziellen Erreichen des Pensionsalters beendet “Der Wegscheider”, so der Kampfname des umstrittenen TV-Kommentators, seine Führungstätigkeit beim Salzburger Sender – mutmaßlich.
Bleibt er - oder geht er ?
Denn beim zuständigen Red Bull Media House betont man auf APA-Nachfrage, zu dieser Frage keine Stellungnahme abgeben zu wollen. Im Februar hatten Medien von der konzerninternen Ankündigung berichtet, der langjährige Programmchef des Senders werde sich mit September zurückziehen, bleibe dem Haus jedoch als Berater verbunden. Auch das oft kritisierte Wochenformat “Der Wegscheider” werde fortgesetzt. Mit diesem Format beschäftigt der Kommentator bereits seit Jahren die Gerichte.
Gratulation an den Senderchef Wegscheider.
— Gerald markel (@MarkelGerald) April 12, 2024
Zehntausende Senioren als regelmäßige Seher gewonnen.
Ceterum censeo
Diesen ORF braucht kein Mensch mehr pic.twitter.com/J632QEoDrG
Berufsbeginn beim ORF
Die große Bühne war dem gebürtigen Salzburger, den es ursprünglich an die Schauspielschule zog, was der Herr Papa verhinderte, nie fremd – auch über den Umstand hinaus, dass Wegscheider hie und da als Statist in Servus TV-Produktionen zu sehen war. Zunächst studierte der spätere Fernsehmacher Jus in seiner Heimatstadt, bevor er bei ORF Salzburg ins Medienmetier eingeführt wurde. Sieben Jahre war Wegscheider dort als Redakteur tätig, bis es ihm dort nach Eigenaussage “zu eng” wurde.
Er gründete mit Uni Pro sein erstes eigenes Medienunternehmen, bevor er Mitte der 90er Salzburg TV erstehen ließ – zu einer Zeit, als das Privatfernsehen in Österreich von Rechts wegen noch gar nicht erlaubt war. Infolge kam es zu einer ersten spektakulären Aktion, die Wegscheider auch über die Grenzen Salzburgs hinaus bekannt machte: Nachdem der Sender 2000 terrestrisch empfangbar und wenige Tage darauf von den Behörden abgedreht wurde, ging Wegscheider in einen zweiwöchigen Hungerstreik. 2001 trat dann das Privatfernsehgesetz in Kraft, und der Weg war frei.
Machte Servus TV groß
2002 erhielt der Sender offiziell seine Lizenz und wurde fünf Jahre später von Dietrich Mateschitz’ Red Bull Media House übernommen und zu Servus TV umgelabelt. Kurz darauf verabschiedete sich Wegscheider für mehrere Jahre von “seinem Baby”, bevor er 2014 als Infochef zurückkehrte und zwei Jahre darauf zum Intendanten avancierte. Mit der massiven Investition in Sportrechte und einem Fokus auf den ruralen Raum machte Wegscheider Servus TV zum quotenstärksten Privatsender des Landes und schraubte den Marktanteil im Vorjahr auf über 5 Prozent. Nicht zuletzt die Übertragung der Fußballeuropameisterschaft 2024 wurde zu einem Markstein für die Fernsehanstalt.
Beim bloßen Werkeln hinter den Kulissen beließ es Wegscheider allerdings nicht, tritt er doch allsamstäglich für den mit Satire dekorierten Wochenkommentar “Der Wegscheider” auch vor die Kamera. Vor allem in der Coronapandemie positionierte sich der Intendant als Maßnahmengegner und Impfskeptiker, was nicht zuletzt die Gerichte beschäftigt. Ursprünglich hatte die Medienbehörde KommAustria fünf Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes erkannt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte daraufhin diesen Bescheid aufgehoben, allerdings dabei die Objektivität des gesamten Senders und nicht der einzelnen Sendungen geprüft, wie der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Juni des Vorjahres feststellte. Daher sei der Fall erneut zu prüfen.
Ehrenzeichenträger seit 2020
Seit 2020 ist Ferdinand Wegscheider Träger des Ehrenzeichens des Landes Salzburg. Für seine Verdienste um die österreichische Medienvielfalt wurde der TV-Macher vom damaligen Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) unter dem Titel “Vom Piraten zum Privaten” gewürdigt.
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