Es ist eine Sensation, die selbst erfahrene Experten sprachlos macht: In Niedersachsen hat eine Tauchschule im Kreidesee einen Fisch gefilmt, den es in Mitteleuropa eigentlich gar nicht mehr gibt – einen Stör.

Das Video, veröffentlicht von einer lokalen Tauchschule, zeigt deutlich die unverkennbare Silhouette des urzeitlich anmutenden Riesenfisches. Unter Tauchern und Naturfreunden sorgt der Clip seither für hitzige Diskussionen. Kommentare wie „Wilder Stör?!“ oder „Ist das wirklich ein deutscher See?“ häufen sich.

Seit 1969 vollständig ausgestorben

Fakt ist: Der Europäische Stör (Acipenser sturio) gilt in Mitteleuropa seit Jahrzehnten als vollständig ausgestorben. Das bedeutet: Es gibt keine sich selbst erhaltenden Wildbestände mehr. Historisch war der Stör ein fester Bestandteil der Fischwelt in Flüssen wie Elbe, Rhein, Oder und Eider. Doch Überfischung, Wasserverschmutzung und massive Eingriffe in Flusslandschaften haben die Bestände bis in die 1960er-Jahre ausgerottet. Der letzte natürliche Störbestand in Niedersachsen verschwand 1969 aus der Eider.

Sensation in den Händen: Ein seltener Stör wird in Niedersachsen bestaunt – Hoffnung für eine ausgestorbene Art.GETTYIMAGES/Sean Gallup

Zuchtfisch oder Wunderfund?

Zwar gibt es seit den 2000er-Jahren Wiederansiedlungsprojekte in Deutschland und Frankreich, doch diese stecken voller Herausforderungen. Störe werden erst im Alter von 12 bis 16 Jahren geschlechtsreif – der Aufbau einer stabilen Population dauert Jahrzehnte. Die wenigen Exemplare, die an Nord- und Ostsee auftauchen, sind meist entkommene Zuchtfische oder gezielt ausgesetzte Tiere.

Ob der Kreidesee-Stör tatsächlich ein freilebendes Relikt, ein entkommener Zuchtfisch oder eine bewusste Ansiedlung ist, müssen Experten nun klären.

Ein Hoffnungsschimmer für Europas Artenvielfalt

Fest steht: Für Biologen, Fischer und Artenschützer ist die unerwartete Sichtung eine Sensation – und ein Hoffnungsschimmer für eine Tierart, die als Symbol für verlorene Artenvielfalt in Europa gilt. Sollte sich der Fund bestätigen, wäre das ein starkes Signal für den Artenschutz in deutschen Gewässern.

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