Impfgremium schwenkt um: Vierte Dosis für Genesene unter 60 "keine Verbesserung"
Nach scharfer Kritik hat das Nationale Impfgremium seine Empfehlung jetzt leicht verändert: Der vierte Stich stelle für genesene Personen unter 60 Jahren “keine weitere Verbesserung des Impfschutzes” dar. Vielen geht diese Abänderung nicht weit genug: Noch immer gelten Genesene, die nicht mindestens zwei Impfungen erhalten haben, als nicht ausreichend geschützt und erhalten keinen Grünen Pass.
Das Nationale Impfgremium hat am Wochenende Veränderungen an seinen Empfehlungen vorgenommen. Im Bezug auf den vierten Stich ist die ausdrückliche Empfehlung für eine weitere Booster-Impfung trotz Infektion verschwunden. “Dreimal geimpfte Personen, die zusätzlich eine nachgewiesene Omikron-Infektion durchgemacht haben, zeigen nach dieser Infektion eine gute Booster-Antwort und Immunität gegen BA.4/BA.5”, heißt es in der aktualisierten Version. Und weiter: “Vor allem bei Personen unter 60 Jahren wird in solchen Fällen durch eine vierte Impfung innerhalb eines Zeitraumes von bis zu sechs Monaten keine weitere Verbesserung des Immunschutzes erreicht, und damit kann die vierte Impfung entsprechend verschoben werden.”
Änderung geht vielen nicht weit genug
Bei Personen unter 60 Jahren kann eine weitere Booster-Impfung nun also doch bis zu sechs Monate aufgeschoben werden. Für ältere Menschen gilt die vorhergegangenen Empfehlung weiterhin: Demnach kann schon kurz nach einer Coronainfektion wieder aufgefrischt werden. Vielen geht die Abänderung jedoch nicht weit genug. So äußerte sich beispielsweise Ex-NEOS-Chef Matthias Strolz kritisch über den vierten Stich. Unverständnis für die Beurteilung, dass Genesene ohne vorangegangener Impfung als “ungeschützt” gelten, kam auch vom Epidemiologen Gerald Gartlehner von der Donau-Uni Krems. Das NIG agiere “undifferenziert und intransparent”, seine Entscheidungen seien “nicht evidenzbasiert”. Durchgemachte Infektionen würden neuesten Studien zufolge sehr wohl eine hohe (Kreuz-)Immunität hinterlassen und sollten wie eine Impfung betrachtet werden und die nächste Auffrischung verzögern.
Das NIG aktualisierte auch die Liste der zu Verfügung stehenden Impfstoffe. Neben dem aktualisierten, auf Omikron angepassten Impfstoff von Biontech-Pfizer und dem mRna-Vakzin von Moderna werden jetzt auch die proteinbasierten Impfstoffe von Novavax und Valneva angeboten.
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