Nach Wut-Posting gegen das Rote Kreuz: Ex-Sani droht Strafe von 27.000 Euro
Über diesen Fall spricht ganz Österreich: Weil er als Sanitäter einen negativen Beitrag über das Rote Kreuz verfasste, musste sich Ingmar Höppner vor Gericht verantworten. Für das Posting droht eine saftige Strafe. Doch beim Prozess ging es um mehr. Um Mobbing, um Intrigen – und um die Meinungsfreiheit.
Der eXXpress berichtete über das Posting, das dem Mann mit mehr als 20-jähriger Erfahrung im Rettungsdienst in Schwierigkeiten brachte. In einem Posting auf Facebook schrieb Höppner etwa: „… Intrigen und Mobbing sind an der Tagesordnung. Ehrenamtliche werden nicht mehr geschätzt, sondern als Ressourcen behandelt. Menschlichkeit? Bei den Freiwilligen ‚Ja‘, in den Chefetagen ‚Nein‘. Unliebsame Mitarbeiter werden entsorgt, teilweise werden sie verfolgt, gedemütigt bis sie von selbst gehen. Eine sehr traurige Entwicklung“.
Das ließ das niederösterreichische Rote Kreuz nicht auf sich sitzen und zerrte Höppner vor Gericht. Unzählige Male hat der Ex-Sani seither versucht, einen Kompromiss zu erzielen, einen Prozess zu verhindern. Vergeblich.
Rotes Kreuz sah "toxischen Mitarbeiter"
Warum das Rote Kreuz so sehr auf einen Prozess pochte, kann vielleicht mit der Vorgeschichte der Causa erklärt werden. 17.023 Coronatestungen führte Höppner während der Pandemie durch. Bei einer davon schoss er mit einem, wie er es nennt, „Auflockerungs-Schmäh“ über das Ziel hinaus. „Bitte kommen Sie näher, nehmen Sie Platz und machen schon mal den Oberkörper frei!“, soll er zu einer Patientin gesagt haben. Die beschwerte sich, Höppner wurde aufgefordert, die Dienststelle zu verlassen. Zwei Jahre später versuchte Höppner, sich erneut zu bewerben. Doch der Bezirksstellenleiter wollte eine neue Beschäftigung des „toxischen Mitarbeiters“ verhindern. Gespräch habe es aber keines gegeben, so Höppner, der damals daraufhin das nun vor Gericht umstrittene Posting absetzte.
Mitarbeiter packten Interna aus
Vor Gericht fuhr Höppner schwere Geschütze auf. Er sprach von Intrigen und von Mobbing – und er legte für seine Anschuldigungen auch Beweise vor und lud Zeugen vor. Drei Mitarbeiter packten vor Gericht aus, berichteten teils recht ausführlich von akuter Personalnot und von Dienststellen, die kaum noch besetzt werden konnten. So konnte laut einem Zeugen Niederösterreich zu einem Zeitpunkt nur zu 48 Prozent – und somit weit unter dem im Landesrettungsvertrag vorgeschriebenen Ausmaß – versorgt werden.
Das Rote Kreuz lässt die Anschuldigungen schon vor Prozess-Termin nicht gelten: „Wir empfinden das eigentlich nur noch als Anschütten unserer Organisation durch ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied. Mit Fakten hat das nichts zu tun“, wird eine Sprecherin in der Zeitung „Heute“ zitiert.
Höppner sieht das naturgemäß anders – er sieht sein “Wut-Posting” durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
Jetzt bleibt ihn nur noch abzuwarten: Das Urteil ergeht schriftlich. Fällt das Urteil für den ehemaligen Sanitäter negativ aus, muss er mit Kosten in der Höhe von 27.000 Euro rechnen, wie er dem eXXpress berichtet.
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