Oxford-Professor: Menschen denken besser als Roboter
Der Mensch wird nicht durch die künstliche Intelligenz oder Robotik überflüssig werden, weder gesellschaftlich, noch in der Wirtschaft. Das sagt der aus Österreich stammende Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger, anlässlich des Erscheinens seines Buches “Framers”, das er mitgeschrieben hat. Über Framing besitze der Mensch die einzigartige Fähigkeit, die Zukunft umzugestalten.
“Wir haben in den vergangenen Tagen gesehen, wie wichtig es ist, richtige Entscheidungen zu treffen”, sagte Mayer-Schönberger in Oxford im Telefon-Interview mit Blick auf die Politik und den neuesten Lockdown. “Wir haben auch gesehen, dass es schwierig wird, wenn man sich versteift hat.” Ein konkretes Beispiel: Die Bundesregierung war enorm versteift darauf gewesen, dass die “Pandemie für Geimpfte vorbei” sei.
Versteiftes Verhalten - weniger Lösungsmöglichkeiten
Diese Parole hatte der ehemalige Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz seiner Partei so vorgegeben. Sei man aber versteift, eröffneten sich weniger Lösungsmöglichkeiten, als wenn man offen sei, so der Wissenschafter. Die Auswahlmöglichkeiten der Optionen wir künstlich eingeschränkt. Das Buch soll zeigen, wie Menschen im Zeitalter der Algorithmen bessere Entscheidungen fällen können und wie Framing – also das Anwenden mentaler Modelle – das menschliche Überleben im Zeitalter der Maschinen und Unruhe sichert.
In den gewohnten mentalen Modellen gefangen
Wieso kann man in Frames also in der Anwendung bestimmter mentaler Modelle gefangen sein? “Wenn man einmal einen Hammer hat, sieht man viele Nägel, die man einschlagen kann”, antwortet der Wissenschafter. “Wir Menschen sind bequem und faul. Reflexartig wird zu bekannten Lösungen gegriffen, ohne zu überlegen, ob das zu eng ist. Dabei hätten wir die Möglichkeiten im Kopf.”
Zielgerichtetes Träumen ist der Schlüssel
Österreichisches Beispiel für ein neues Framing, sei die Besteigung des Mount Everest durch Reinhold Messner und Peter Habeler. “Alle sagten, das geht nicht ohne Sauerstoff”, so der Professor. Daraufhin hätten die beiden Abenteurer das bisherige Frame geändert: Nicht mit großer Expedition langsam aufsteigen, denn dann wird der Sauerstoffmangel tödlich – sondern in der kleinen Gruppe rasch rauf und runter. Das gelang. “Es geht um zielgerichtetes Träumen”, sagt der Experte.
Menschen treffen bessere Entscheidungen
“Wir Menschen hätten einfach die Möglichkeit, viel bessere Entscheidungen zu treffen”, so Mayer-Schönberger. Als herzeigbares Beispiel aus der Welt der Unternehmen nennt er den Umgang des US-Elektrobauer Tesla, mit dem weltweiten Mangels an Computerchips. . Unternehmenschef Elon Musk hätte diesen – wie beispielsweise auch die deutsche Autoindustrie – kommen sehen. Der Amerikaner habe beschlossen, die Autos seiner Firma so umzubauen, dass sie mit anderen Chips funktionierten, die leichter verfügbar seien. Dazu seien eigentlich nur Software-Änderungen nötig gewesen. Die deutschen Autobauer hingegen hätten sich an die Politik gewandt, forderten mehr europäische, souveräne Halbleiter-Fertiger.Folge: “Tesla kann derzeit seien E-Autos fertigen, BMW beispielsweise nicht im gewünschten Ausmaß.” (APA/red)
Kommentare